In Warschau findet derzeit die 19. Welt- klimakonfe- renz statt. Dabei soll eine Einigung über die Reduktion der Treibhaus-gasemissionen erzielt werden. Kein leichtes Unterfangen: Gerade das Gastgeberland Polen setzt bei seiner Energieversorgung auf Kohle. Neben großen Vorteilen als unabhän- giger Energieträger zählt Kohle allerdings auch zu einem der größten Verschmutzer. Doch im Land selbst gibt es auch andere Bestrebungen: Die Bäuerin Jadwiga Lopata setzt sich maßgeblich für alternative Energien ein und ist eine Pionierin in Bezug auf ökologische Landwirtschaft. Polen produziert mehr als 90 Prozent seiner Energie aus Kohle. Das Land fördert auch die meiste Kohle und zählt damit zu den kohleintensivsten Energiemärkten der Welt. Kohle ist zwar ein fossiler Energieträger und bringt Unabhängigkeit, trotzdem verursacht Kohle weit mehr CO2-Emissionen als andere fossile Brennstoffe wie Erdöl, Holz oder Torf.
Jadwiga Lopata: Ausgezeichnete Landwirtin
Dass es auch weit emissionsfreier geht, beweist die Bäuerin Jadwiga Lopata. Die 2002 mit dem Goldman Umweltpreis ausgezeichnete Landwirtin hat südlich von Krakau ein ökologisches Zentrum errichtet. Dort wird die Energie aus Photovoltaik und Solarkollektoren gewonnen, die Landwirtschaft kommt ganz ohne Chemie und Pestizide aus. Lopata ist eine ökologische Vorreiterin in Polen und gibt ihr Wissen in Form von Workshops interessierten Bauern weiter. Mit dem Ökotourismus versucht sie Landwirten weitere Einnahmemöglichkeiten aufzuzeigen. Ihr wichtigstes Motto lautet, Tradition und Fortschritt zu verbinden: Mit zeitgemäßen technischen Möglichkeiten eine saubere Energie gewinnen, um damit eine saubere Umwelt erhalten zu können.
Für das Überleben der kleinen bäuerlichen Betriebe
In Polen steht die alternative Energiegewinnung erst am Anfang. Viele können sich die Um- oder Anbauten bei den Gebäuden nicht leisten. Daher ist die Aufklärungsarbeit wie sie Jadwiga Lopata betreibt, besonders wichtig. Als Co-Direktorin der International Coalition to protect the Polish Countryside (ICPPC) setzt sie sich massiv für das Überleben der kleinen bäuerlichen Betriebe ein. Immer wieder mahnt Lopata, die Fehler der westlichen Welt mit riesigen Agrarbetrieben in Polen nicht zu wiederholen. Das Land hätte eine einmalige Gelegenheit auf die Zukunftsbranche des ökologischen Landbaus zu setzen. Gerade die vielen kleinen polnischen Familienbetriebe wären ideal geeignet, um auf ökologischen Landbau zu wechseln und von dem aufstrebenden Markt für Premium-Bioprodukte zu profitieren. Um aber diesen Wandel vollziehen zu können, ist ein zusätzliches Einkommen erforderlich, das Lopata u.a. in den Möglichkeiten des Agrotourismus sieht.
Bio-Vorzeigebetriebe
Auch wenn die Bio-Bewegung in Polen noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es bereits Vorzeigebetriebe. So wurden im Magazin der Schweizer Biobewegung, Bioaktuell (September Ausgabe 7/2013) die Landwirtin Ewa Wojtowicz vorgestellt. Sie baut auf knapp neun Hektar Himbeeren und Erdbeeren in Knospe-Qualität für den Export an. Oder der Bauer Eugeniusz Latek setzt auf seinem Betrieb den Kreislaufgedanken mit Schafen und Erdbeeren um. Auf 12 Hektar werden Himbeeren, Erdbeeren und Leguminosen-Getreide-Mischungen angebaut. Letztere an die Schafe verfüttert.
Selbst wenn Kritiker die Klimakonferenz in Polen bereits scheitern sehen: Im Land gedeihen andere Ideen in punkto alternativer Energiequellen und ökologischer Landwirtschaft. Und genau das lässt hoffen.
Foto: © Otto Ehrmann/Bildarchiv Boden