Sebastian Holey, Herausgeber und Autor von Weinbau und Önologie bietet mit seinem Wein-Blog eine Seite mit Mehrwert. Seine Beiträge sprechen nicht nur Weinex-perten an, sondern viele Menschen, die sich einfach nur für den Weinbau interessieren.
Du betreibst einen kompetenten Wein-Blog und bist im Web 2.0 wahrlich kein Unbekannter. Welche Intention verfolgst du mit Deinem Blogprojekt?
Sebastian Holey: Bevor ich mit dem Bloggen anfing, geisterte ich als ganz normaler User durch das Netz und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn „Blogs“ waren für mich bis dato ein Fremdwort. Häufig viel mir auf, dass Artikel rund um den Weinanbau und die Kellerwirtschaft eher etwas mager auf Google und Co. ausfielen. Und wenn, dann waren sie von Forschungseinrichtungen und Hochschulen – harter Tobak für Ottonormalverbraucher oder angehende Winzer, die frohen Mutes ihre Lehre begonnen haben. Getrieben von der Gier nach Freiheit und der Lust nach Unabhängigkeit, bin ich, wie es der Zufall so wollte, über „Selbständig im Netz“ und „Blogprojekt“, zwei Blogs von Peer Wandiger, gestolpert. Diese gaben mir die nötige Motivation, um mein eigenes Blog hochzuziehen. Seit 2011 schreibe ich über das Handwerk des Weinbauern und des Weinküfers sowie über die wissenschaftlichen Hintergründe der Trauben- und Weinproduktion.
Kannst du mit diesem Medium Deine Anliegen und Ziele auf ideale Weise anderen Menschen vermitteln kannst?
Sebastian Holey: Ich sag mal so, ich mache mir das Blog zu Nutze und gebe mir Mühe, das größte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren – den Leserinnen und Lesern mit jedem Artikel eine verständliche Message, ein kleines Nachschlagewerk und einen Mehrwert zu bieten. Das ist meine größte Herausforderung beim Bloggen. Anfangs hätte ich nie gedacht, dass sich so viele Leute für den Weinbau interessieren und meine Artikel lesen.
Gibt es auch Beschwerlichkeiten beim Bloggen?
Sebastian Holey: Oh ja, ich denke das kennen sicher die meisten Blogger, die neben dem Beruf noch hobbymäßig schreiben – das Problem mit der Zeit. Der Tag hat leider nur 24 Stunden und das ist eben nie genug. Wenn man neben der eigentlichen Arbeit noch Artikel verfasst, bleiben private Dinge oft auf der Strecke.
Du stellst auch Jobs in der Weinbranche online. Wie wird dieser Service angenommen?
Sebastian Holey: Zu Beginn machte ich mir die Mühe, vor allem Weingüter, Kellereien oder Händler anzuschreiben und für den kostenlosen Service zu begeistern, mit Erfolg. Einige nahmen das Angebot wahr. Momentan läuft es mit dem Projekt eher etwas schleppend, da ich leider nicht die Zeit habe, alle Leute einzeln anzuschreiben bzw. zuvor nach Leuten zu suchen die Arbeit brauchen oder anbieten. Unterm Strich ist mir dennoch der soziale Aspekt dieses Projektes sehr wichtig: eine Non-Profit Sache mit einer länderübergreifenden und unbürokratischen Zusammenführung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Daher wird die Jobbörse den Leserinnen und Lesern auch weiterhin im Blog zur Verfügung stehen.
Du bist mit Deinem Wein-Blog weitere Kooperationen eingegangen. Welche Erfahrungen hast Du damit gemacht?
Sebastian Holey: Grundsätzlich immer gute, da viele Firmen, Organisationen o. Ä. oft auch selbst an solchen interessiert sind. Wichtig ist es, dass beide Seiten einen Nutzen daraus ziehen können. Beispielweise mache ich meine Leserinnen und Leser mit einem netten Text auf meinen Kooperationspartner aufmerksam und im Gegenzug bindet dieser dann z. B. meinen RSS-Feed auf seiner Website ein. Etwas anders läuft es hingegen bei meinen Initiativen ab, bei denen ich mich freiwillig für gute Sachen engagiere. Den „materiellen“ Nutzen hat hierbei nur die Kampagne selbst, ich dafür ein angenehmes Bauchgefühl. Dabei nutze ich mein Blog als öffentliches Medium und Werkzeug, um auch andere Leute für solche Kampagnen zu motivieren.
Fünf Blogs, bei denen du gerne mitliest?
Experiment Selbstversorgung ist ein Blog, welches von Lisa und Michael, einem Selbstversorger-Pärchen mit einem außergewöhnlichen und beachtenswerten Lebensstil, betrieben wird.
Weingut Steffens-Keß mit dem Onlinetagebuch: „Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß“, dass von Harald Steffens, ein Urgestein der deutschen Weinblogger-Szene, geschrieben wird.
Düsiblog mit dem ich schon ein paar Mal in Kontakt treten durfte, insbesondere dann wenn ich mit meinem Latein bei ganz speziellen Weinfragen am Ende war. Themen: Mannheim, Wein und Recht – eine interessante Mischung!
Willis Wein Idee betrieben von Berthold Willi, einem echten „Markgräfler“ und meine „Quelle“ in der Region Markgräflerland (Südbaden). So wie ich auch, hinterfragt Berthold Willi skurrile Dinge, die im Weinbau geschehen.
Adi’s Agro-Blog wird von dem Agronom Adrian Krebs betrieben, der u.a. Redakteur von „Bio Aktuell“ ist und im Forschungsinstitut für Biolandwirtschaft in Frick arbeitet. Ein einfach aufgebautes Blog mit dem Fokus auf das Wesentliche in der Landwirtschaft.
Kurz nachgefragt:
Wenn Du nicht bloggst und studierst?
S. H.: Bin ich am liebsten mit meiner Familie im Pfälzer Wald unterwegs.
Wo siehst Du Dich nach dem Studium?
S. H.: Bei einem Verlag, als Kellermeister in einem Weingut oder wissenschaftlich in einem Institut für Entomologie oder Rebenzüchtung.
Gesetz den Fall, Du hättest eine Million. Was machst Du damit?
S. H.: Damit gründe ich ein kleines Weingut mit maximal fünf Hektar. Die Rebanlagen werden komplett ohne Maschinen bewirtschaftet, wie das funktioniert verrate ich aber noch nicht.
Was ist, wenn sich die Million nicht ausgeht?
S. H.: Dann gründe ich eine gemütliche Vinothek in irgendeiner gemütlichen Stadt.
Fotos: © Archiv Sebastian Holey
Liebe Barbara,
besten Dank für das tolle Frage-und-Antwort-Spiel!
Viele Grüße nach Wien!
Sebastian