Guter Geschmack vom essbaren Schulhof

Schule und LebensmittelÜbergewichtige und bewegungsunfähige Kinder sind sichtbares Zeichen einer Gesellschaft, die mit Zucker und Fetten nicht mehr klar kommt. Einer Gesellschaft, die längst nicht mehr zwischen satt sein und hungrig sein unterscheidet. Kann guter Geschmack, der Griff zu besseren Lebensmitteln, erlernt werden? „Als Jamie beobachtet, wie ein Junge den Spargel probiert und in dem Moment, als er bemerkt, wie sein Freund das Gesicht verzieht, ebenfalls den Spargel ausspuckt, geht Jamie ein Licht auf. Es ist nicht der ungewohnte Geschmack, der sie verweigern lässt. Das Ganze hat eine Eigendynamik angenommen, und der gilt es etwas entgegenzusetzen. Es muss cool sein, mitzumachen und zu probieren.“

Jamie Oliver beschreibt in dem Buch „Die exklusive Biografie“ seinen Versuch, 400 Grundschüler weg vom Junkfood hin zu einem gesunden Essen zu bewegen. Er lässt sie bei den Vorbereitungen helfen, inszeniert das Essen zum Event. Fast alle entscheiden sich danach für das gesunde Menü, für manche Kinder ist es der erste Salat ihres Lebens!

Schule und LebensmittelGeschmack ist erlernbar. Je früher Kinder die Möglich- keit haben, verschiedenste Lebensmittel auszupro-bieren, umso eher werden sie später auf einen viel- fältigen Speiseplan zurückgreifen. Zur Entwicklung des guten Geschmacks zählt auch das Wissen um abwechslungsreiches Essen.

Und dieses Wissen kann von klein auf gefördert werden. Die WorkAC Architekten haben gerade ein bemerkenswertes Projekt in New York City realisiert:

Schule und LebensmittelDabei wurde der Park der Arturo Toscanini Schule in Gravesend, Brooklyn in einen florierenden Biogarten verwandelt. Auf rund einem halben Hektar erleben die Schüler den Garten im Vierjahreszeiten-Rhythmus. Für die kältere Jahreszeit wurde ein Gewächshaus errichtet, daran angrenzend das Küchenklassenzimmer, das für 30 Schüler Platz bietet. Hier werden Gemüse und Kräuter aus dem Garten zu gesunden Mahlzeiten verarbeitet.Schule und Lebensmittel

Das Projekt ist Teil des Programms „Edible Schoolyard“, dessen Ziel es ist, Gärten und Küchen als interaktive Klassenzimmer zu gestalten: Jeder Schüler – vom Kindergartenalter bis zur Matura – soll damit ein kostenloses, nahrhaftes und biologisches Mittagessen erhalten. Pflanzen, kochen und genießen als Teil des Lehrplans, was die Gesundheit der Kinder positiv beeinflusst. Ins Leben gerufen von Alice Waters, einer amerikanischen Gastronomin und Mitbesitzerin des legendären Restaurants Chez Panisse, das den Trend zu frischen Zutaten aus der Region begründete.

Bei den essbaren Schulhof-Projekten lernen die Schüler nicht nur gute Lebensmittel auszuwählen, sondern sie entwickeln Neugierde, lernen im Team zu arbeiten, schätzen Vielfalt und schaffen Respekt für sich selbst und andere. Krönender Abschluss bildet das gemeinsame Essen am Tisch, das verbindet.Schule und Lebensmittel

Neben der Vermittlung wesentlicher Werte rund um Lebensmittel setzt sich „Edible Schoolyard“ auch mit aktuellen Fragen der Gesundheitskrise, mit Hunger und ökologischer Nachhaltigkeit auseinander. Guter Geschmack ist eben weit mehr als ein perfektes Mahl.

Fotos: © Iwan Baan

Alle Fotos zeigen das Projekt „Edible Schoolyard“ in Gravesend, NYC von WorkAC Architekten.

2 Gedanken zu „Guter Geschmack vom essbaren Schulhof

  • 11. Juli 2014 um 11:11 Uhr
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    Ein Beispiel das Hoffnung und hoffentlich Schule macht – Und so bitter notwendig wäre es, wie eine „Untersuchung zu den gustatorischen und olfaktorischen Wahrnehmungsfähigkeiten von 10- bis 13-jährigen Schulkindern in Österreich“ – zeigt, die schon aus dem Jahr 2008 stammt, aber deren bedenklicher Gehalt sicher nichts an Aktualität eingebüßt hat http://www.ama-marketing.at/uploads/media/Studienbericht.pdf
    Guten Geschmack – im umfassenden Sinn als pädagogisches Ziel ersten Ranges – kann und muss man schulen! Und wenn der Geist eine Art „Magen“ ist, wie Nietzsche es ausführt, dann bleibt die „geistige Nahrung“ nicht länger bloße Metapher.

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    • 27. Oktober 2014 um 21:04 Uhr
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      Schön formuliert! Dem kann ich nichts mehr hinzufügen.

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