Irgendwann will man sich nicht mehr mit Wissen aus Büchern oder Blogs und sehnsuchtsvoll ange- schmachteten Fotos begnügen, irgendwann muss mit eigenen Augen erfahren werden, worüber die ganze Urban-Gardening-Szene so begeistert schreibt: Also auf nach Berlin und in den Prinzessinnengarten! Die Berliner Freunde, bei denen ich mich einquartiere, waren natürlich noch nie dort, nehmen aber den Wiener Besuch gerne zum Anlass, diese Wissenslücke zu füllen. An einem strahlend spätsommerlichen Tag ziehen wir also los, und mitten im Stadtzentrum, hinter einem verplankten Zaun, hinter dem der Uneingeweihte höchstens eine Baustelle vermuten würde, sind wir am Ziel: Gleich beim Eingang werden wir von Kürbisranken, die den Kompost überwuchern, sowie von einem reizenden Prinzessinnengärntner auf das freundlichste empfangen. Überall sprießt und blüht es, dass es eine Freude ist, kein Zentimeter Fläche bleibt ungenutzt und kein Gefäß, das nicht als Pflanzhilfe genutzt würde.
Üppiges Labyrinth
Auf den Tafeln steht, was tagesaktuell gepflückt werden darf und wir werden zu den entsprechenden Kisten und Beeten im üppigen grünen Labyrinth geführt. Dann erhalten wir kleine Säckchen und Scheren, dürfen uns bedienen (und selbstverständlich kosten!). Am Ende wird das Gepflückte abgewogen und ebenso freundlich verrechnet. Während wir uns unser Abendessen zusammenstellen, begegnen wir einer Gruppe seltsam vermummter Menschen – eine Führung zu den Bienen des Prinzessinnengartens wird gerade angeboten, Imker-Outfit inklusive!
Ein Café zum Genießen
Doch der Prinzessinnengarten bietet selbst für den spontansten Besucher noch mehr als kostengünstiges frisches Biogemüse und –kräuter: Ein Café unter Bäumen lädt zum Sitzen ein, die frischen Produkte werden vor Ort verkocht und serviert, und lernen kann man natürlich auch eine ganze Menge – wie die Bienen-Führung beweist! Und wär ich nicht bloß auf Besuch, würd ich mich schon in jene Liste eintragen, auf der freiwillige Helfer/innen zum Jäten und Umtopfen gesucht werden….
über_Land-Gastautorin Jessica Beer (rechts im Bild) besuchte den Prinzessinnengarten.