Mads Boserup Lauritsen ist Architekt und lebt in Kopenhagen. Seit er sich erinnern kann, haben Tomaten sein Leben nachhaltig bestimmt. Kein Wunder, dass er vor vier Jahren ein System erfand, mit dem UrbanFarming eine neue Dimension erhält. Die Liebe zu Tomaten scheint dem sympathischen Mads bereits in die Wiege gelegt worden zu sein. Schon seine Eltern haben zu Hause in Gewächshäusern Tomaten angepflanzt. Er hingegen spezialisiert sich auf den Gemüse-Anbau auf Dächern. Dafür entwickelte er vor vier Jahren ein bemerkenswertes neues UrbanFarming-System. In eine Mörtelwanne wird Wasser eingelassen; darauf schwimmt Styropor. In dieses sind zwei größere Löcher gebohrt, in denen wiederum zwei abge- schnittene Pet-Flaschen stecken. Sie bewässern den mit Erde und Pflanzen gefüllten Sack. Seine Erfindung der Selbstbewässerungscontainer hat er auf den sozialen Netzwerken geteilt und als open source Idee bekam sie mehr und mehr Anhänger. Mads hat sich nun auf die Planung von UrbanFarming und UrbanGardening-Projekten spezialisiert. Seit diesem Jahr ist er selbständig und hat bereits im Sommer einige Mitarbeiter beschäftigt.
Container aus recycelten Materialien
Mit der Entwicklung seiner TagTomat (deutsch: DachTomate) begann er den Hinterhof seines Wohnhauses zu begrünen und zu bepflanzen. Im ersten Jahr wuchsen in den Selbstbewässerungscontainern aus recycelten Materialien am Dach verschiedene Tomaten und Blumen.
Im Mai 2012 spendete der örtliche Nachbarschaftsrat Materialien im Wert von 10.000 dkr (ca. 1500 Euro) für einen DIY-Workshop (Anmerkung: Jedes Haus in Kopenhagen hat einen Nachbar-schaftsrat: Die Mieter zahlen in einen Topf, der Rat entscheidet wie das Geld für die öffentlichen Räume verwendet wird.) Mads kaufte Materialien für 50 Selbstwässerungscontainer, um Tomaten auf dem Dach der unmittelbaren Nachbarschaft zu pflanzen. Während der Saison 2012 entwickelte sich dieses Projekt zu einer ertragreichen Dachfarm. Über 2000 Tomaten wurden geerntet, unterschiedliche Salate gepflückt und zahlreiche Events förderten das soziale Miteinander.
Da sich immer mehr Menschen für die TagTomat zu interessieren begannen, startete Mads mit einer Reihe von Interviews für dänische und schwedische Zeitungen. Dieser Tage ist der ORF (Österreichische Rundfunk) bei ihm zu Gast, der ihn im Zuge eines Kopenhagen Städteporträts besucht.
Was als Samen im Hinterhof begann ist zu einer beachtlichen Pflanze gedeiht.
Lesen Sie im nächsten über_Land-Post über Mads wichtigstes, realisiertes Projekt.
Foto (1): © Facebook TagTomat
Alles weitern Fotos: © über_Land
Liebe Frau Kanzian, wie immer ausgesprochen interessanter Beitrag. Jede noch so kleine Initiative gegen das fortschreitende Elend der industriellen Landwirtschaft beglückt – zumindest kurzfristig.
LG
Peter Fuchs
Lieber Herr Fuchs, das freut mich sehr; vielen Dank. Und von diesen Initiativen gibt es schon sehr viele. Und die beweisen doch, dass es Alternativen zu einer industriellen Landwirtschaft gibt.