„Jemand von uns sollte am Balkon damit beginnen,…“ schreibt mir die überLand-Nachbarin, und meint damit ausnahmsweise nicht das Anpflanzen von Tomaten, Hibiskus oder anderem ansprechenden Grünzeug. Tatsächlich spricht sie vom Aufstellen eines Bienenstocks, und ich sehe vor meinem inneren Auge schon die tobenden Nachbarn, zu deren offenen Balkontüren die neuen Stadtbienen hinein und hinaussummen, auf deren Frühstücksbroten sie landen und die sie in vertrauensvoll entblößte Körperteile stechen. Wo der Vorschlag herkam? Aus dem neu erschienenen Buch „Die Stadtbienen“ von Erika Mayr, selbst Gärtnerin und Stadtimkerin in Berlin Kreuzberg, die ihr mittlerweile umfangreiches Wissen über die Betreuung von Stadtbienen, über Honigproduktion, städtische Imkervereine und den Zusammenhang zwischen Heimat, Umwelt und Imkerei in einen ansprechend erzählten Bericht verpackt hat. Denn nicht nur das Stadtgärtnern blüht in der deutschen Hauptstadt, sondern auch gar nicht so wenige Bienenstöcke werden auf den Flachdächern, in den Gartenlauben und sogar auf dem Dach des Abgeordnetenhauses aufgestellt und liefern jährlich hunderte Kilos köstlichen Stadthonig. Wie vielseitig der sein kann, hängt wiederum mit der wachsenden Biodiversität in den Städten und mit der Berücksichtigung der Imkerei bei der Auswahl der Bäume und Pflanzen in öffentlichen Parks und Straßen zusammen – Ahorn, Linde, Kastanie oder Akazie sind besonders willkommen…
Was ich hingegen nicht so genau hätte wissen wollen, ist die persönliche Biografie von Erika Mayr, wie sie aus Bayern über Kanada nach Berlin kam, vom Gärtnern zum Kellnern und zum Imkern und zu ihrem Ehemann, und vor allem, wie sie den Bienenstock zum Sinnbild ihrer bunt zusammengemixten Lebensphilosophie erklärt…
Dennoch: ein ermutigendes und informatives Buch für all jene, denen Urban farming zu wenig ist und die tolerante Nachbarn haben! Eine Rezension von Jessica Beer.
Erika Mayr
Die Stadtbienen: Eine Großstadt-Imkerin erzählt
Verlag: Knaur TB
ISBN-13: 978-3426785140