Ein Kriminalroman über unwertes Leben aus der Nazizeit und die Geschäftspraktiken von Anbietern genmanipulierten Saatguts – eine wahrlich gewagte Konstruktion. Leenders/Bay/Leenders versuchen diesen Spagat, indem sie zwei Handlungsstränge – den Fund von acht Skeletten aus der Zeit des Krieges und eine aktuelle Mordserie im landwirtschaftlichen Umfeld – parallel laufen lassen. Zu hinterfragen ist natürlich die dahinter liegende Absicht:
Sind die Versuche an Menschen bzw. deren systematische Ermordung gleichzusetzen mit den Aktivitäten der Saatgutfirmen, die – wie im Buch gut recherchiert und eindrücklich beschrieben – die Lebensmittelhoheit erlangt haben? Mit der Folge über Sattheit und Hunger, über Leben und Tod zu entscheiden bzw. mittels nicht ausreichend erforschter genveränderter Organismen negative Langzeitwirkungen auf den Menschen in Kauf zu nehmen? Die Zitierung des britischen Wissenschaftlers Arpad Pusztai „Ich halte es für unverantwortlich, die Bürger Großbritanniens zu Versuchstieren zu machen“ lässt solches vermuten.
Handwerklich ein durchaus spannender Kriminalroman, der auch über die wahren Beweggründe, die zum Erstarken von Monsanto & Co geführt haben, aufklärt.
Moralisch ist es aber mehr als bedenklich, Euthanasie mit den Machenschaften der Gentechnikindustrie gleichzusetzen: Die Hintergründe über Saatgutproduzenten und ihrer gentechnisch veränderten Produkte ist spannend genug und bietet genügend kontroversiellen Stoff. Die bewusste und kalkulierte Ermordung von Menschen im Sinne der Forschung ist aber eine Dimension, die ihresgleichen sucht und für sich alleine steht.
Leenders/Bay/Leenders
Totenacker
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN 978 3 499 25525 0