Vom großen Traum der Selbstversorger

Urban Farmer zeigen wie’s geht: Sie pflanzen an noch so unwirtlichen Orten in der Stadt und siehe da, nach einiger Zeit beginnt es auch zu sprießen, blühen und wachsen. Gesundes Essen in der Stadt wird erschwinglich und der Weg dorthin bereitet auch noch Spaß.

Gemeinsames Jäten, gemeinsames Ernten, gemeinsames Essen ist eben auch kommunikativer als allein, im Schrebergarten den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Die Urban Farmer sind zu einem Lieblingsthema der Medien geworden: Eigene Rubriken zeigen die Stadtbauern wie Kartoffel und Kürbisse auf jedem noch so kleinen Balkon wachsen können.
Auch die Buchverlage haben längst den Trend erkannt und präsentieren Druckwerke, deren Stadtgärten sympathisch-chaotisch daher kommen. Wenig steht da in Reih’ und Glied, vieles bleibt dem Zufall überlassen, Kreativität, Spontaneität und Mobilität haben Vorrang. Die Zeit der geplanten Ordnung scheint der Vergangenheit anzugehören.
Urban Farmer setzen aber auch ein politisches Statement: Mit ihren Gärten wandeln sie graue Brachen in grüne Orte oder Räume ohne Nutzung verwandeln sie in Plätze mit Funktion. Kurz: Sie arbeiten an einer menschengerechteren Stadt, in der die Bewohner und Bewohnerinnen wieder die Hauptrolle spielen.
Erst vor kurzem ist mir in diesem Zusammenhang das Kinderbuch „Pop-Upchitecture“ untergekommen. Die spanische Design-Gruppe Playstudio hat das Pop-Up-Buch produziert, das Kindern ermöglicht, ihre Vorstellung von der Stadt der Zukunft darzustellen: Mit viel Grün, freien Plätzen zum Spielen, inneren Landschaften mit Wasser und Wäldern setzen die Kids ihre Visionen von Stadt mit diesem Buch spielerisch um.
Einen großen städtebaulichen Beitrag hin zur grüneren und gesünderen City leistet London. Die Stadt ist im Jahr 2012 Austragungsort der olympischen Sommerspiele und paralympischen Spiele. Diese Spiele sollen auch schmackhaft, gesund und grün werden. Die Food Vision hat sich zum Ziel gesetzt, für diesen Großevent hervorragende Speisen und Getränke in einer Größenordnung von 14 Millionen Mahlzeiten an über 40 Standorten anzubieten. Dabei stellen u. a. Lebensmittelsicherheit, Auswahl und Ausgewogenheit sowie Umweltmanagement Hauptkriterien dar. Food Vision ist das Ergebnis von einer zweijährigen groß angelegten Forschungsarbeit, deren Ergebnisse das Catering und Gastgewerbe nachhaltig beeinflussen sollen.
Um dieses große Vorhaben umsetzen zu können, sind auch viele neue Urban Farms innerhalb Londons im Entstehen. Bis 2012 insgesamt 2012 neue Gärten. Das Projekt Capital Growth www.capitalgrowth.org wird gemeinsam von FOOD Link, Londons Bürgermeister Boris Johnson und der Big Lottery getragen. Die Plattform bietet praktische Hilfe, Zuschüsse, Ausbildung und Unterstützung für Gruppen, die die Umsetzung eines neuen Gartens übernehmen.
Große Ideen, auf deren Umsetzung nicht nur überLand gespannt abwartet. Damit könnte London und Großbritannien sein Image vom schlechten Essen ein für allemal abgeben. Außerdem würden Urban Farmer noch stärker ins alltägliche Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Vielleicht gelingt es mit den Olympischen Sommerspielen die Stadtbauern Bewegung von ein paar Spinnern hin zu einer breiten Bewegung zu bringen. Trends in Europa werden schließlich in London gemacht.

Photo: Capital Growth
Skip Garden in King’s Cross, London. Eine Initiative von Global Generation.

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