Überland hat sich dem Farming verschrieben. Ob Urban Farming, Home Office Farming oder Aquaponics: jede Form der innovativen und ökologischen Landwirtschaft wird auf diesem Blog thematisiert. Heute, am Weltmeerestag, haben wir für Sie eine salzige Form des Farming vorbereitet. Die Rede ist vom Seawater Farming oder meerwasserbasierte Landwirtschaft, die auf den Atmosphärenphysiker Carl Hodges zurückgeht.
Hodges hat sich die meiste Zeit seines Lebens mit der Frage beschäftigt, wie Menschen in Gegenden ohne ergiebigen Ackerboden und ohne frisches Wasser sich ernähren können. Des Wissenschafters Lösung basiert auf folgender Überlegung: den Fluss umzukehren und so Wasser und Nahrung aus dem Meer auf das Festland zu bekommen. In Form eines Kanals wird Meerwasser ins Landesinnere geleitet, der Wasserspiegel wird um einige Meter angehoben, Fische und Krabben werden gezüchtet und das angereicherte Zuchtwasser wird zur Bewässerung auf die Felder geleitet, damit Halophyten (Salzwasserpflanzen) wachsen können.
Eine Salzwasserpflanze, die unter solchen Bedingungen hervorragend gedeiht ist die Salicornia, oder auf deutsch: Queller. Sie wird in der Gastronomie längst schon verwendet und ist dort besser bekannt als Seespargel. In Österreich und in der Schweiz kommt der Queller naturgemäß nicht vor, an der Nordseeküste Deutschlands ist er mehr als beliebt. Er wird gerne als Beilage zum Meeresfisch serviert, passt aber auch gut in den Salat. Erhältlich ist der Queller u. a. beim Fischhändler. Eigentlich könnte man die Pflanze „mit dem Rasenmäher ernten, darf man aber nicht, weil die Stellen, wo der Queller wächst zum Nationalpark Wattenmeer gehören und zwar zur Schutzzone Eins“, weiß Wassersport-Redakteur Tom Dieck. Diese Schutzzone dürfe man kaum betreten und schon gar nicht zur Queller-Ernte. Die begehrte Pflanze wird daher u. a. im Frische-Paradies gekauft. Dort kommt er entweder aus Frankreich oder aus Israel. „500 Gramm kosten da leicht mal rund sieben Euro“, so Dieck.
Bei der Zubereitung des Queller empfiehlt Bushcooks Kitchen „gar nicht lange rummachen“. Die Pflanze habe so ein wunderbares Eigenaroma. Man müsse nur darauf achten, dass die dicken Stiele weg sind, das ergibt einen angenehmeren Biss. Dann angemacht mit Zitrusaromen und ein wenig Olivenöl – fertig.
Salicornia und eine weitere Salzwasserpflanze, die Strandaster, wurden nun auch ins Verkaufssegment der britischen Supermarktkette Waitrose aufgenommen. Damit bietet der Handel Meeresnahrung an, die nicht von Fischen stammt. Die beiden Gemüsearten weisen hohe Anteile an Jod und Protein auf und bilden nicht nur für Vegetarier eine gute Alternative, um auf Fisch zu verzichten. Vielleicht springt ja auch bei uns der Handel bald darauf an. Für die weltweiten Fischbestände, die an ihre Grenzen ausgefischt werden, könnte dies eine (kleine) Erholung darstellen.
Quellen: Fair Fish, http://www.fair-fish.ch , http://www.fair-fish.ch/blog/archive/2011/06/05/gemuese-aus-dem-meer-statt-fisch.html
Seawaterfoundation, http://www.seawaterfoundation.org
Photo: © Nationalparkverwaltung Nds. Wattenmeer / Jana Lacina
sehr interessanter Artikel
bitte so weitermachen