Wie ist es um die Nachhaltigkeit in den einzelnen europäischen Ländern bestellt? Welche Länder bevorzugen regionale Lebensmittel oder Bio-Lebensmittel? Jeden Montag wird sich überLand ein europäisches Land genauer ansehen und Antworten auf diese Fragen suchen. Heute beginne ich mit einem Land, das wir unter anderem als Urlaubsland sehr schätzen: Bella Italia ist nicht nur der Inbegriff von hoher Kultur und traumhaften Renaissancestädten, sondern hat sich zu einem wahren Musterschüler – was die Produktion von regionalen Lebensmitteln oder Bio-Lebensmitteln betrifft – gemausert.
Vorzugschüler Italien
Vor gar nicht allzu langer Zeit kamen statistisch gesehen auf jeden Italiener noch 300 Plastiktragtaschen pro Jahr. Am 1. Jänner 2011 wurden sie verboten. Heute sind nur mehr Tragtaschen aus biologisch abbaubarem Material erlaubt. Das kann durchaus als eine historische Entscheidung gesehen werden und ist ein kräftiges Signal für den Umdenkprozess eines ganzen Landes.
Umgedacht hat Italien auch was die Form der Lebensmittelproduktion betrifft und weist innerhalb Europas die meisten Bio-Betriebe auf. Außerdem verfügt das Land über die zweitgrößte Anbaufläche für biologische Produkte. Ein Drittel des Umsatzes geht dabei in den Export. Im Inland selbst wächst der Markt mit zweistelligen Raten. Laut einer aktuellen Studie von Ismea/Nielsen ist der Verzehr von Bio-Produkten in allen italienischen Regionen im Vergleichszeitraum 2009 zu 2010 angestiegen, teilweise sogar im zweistelligen Bereich. Vergleicht man die Entwicklung von Jänner bis Oktober 2009 und den ersten 10 Monaten des Jahres 2010, zeigt sich, dass der Kauf von Bio-Produkten insgesamt um 12,1 Prozent angestiegen ist. Frisches und verarbeitetes Obst und Gemüse erzielten einen Anstieg von 5 Prozent im Zeitraum Jänner-November 2010.
Konsument will hohe Qualität
Der italienische Konsument stellt traditioneller Weise hohe Ansprüche an die Qualität der Lebensmittel. Ihn schrecken dabei Preisunterschiede von 20 bis 30 Prozent verglichen mit herkömmlichen Produkten nicht ab. Qualität spielt eine zentrale Rolle. Die meisten Bio-Produkte werden im Norden Italiens konsumiert: Mehr als 70 Prozent aller verpackten Bio-Produkte werden hier verkauft. Das Marketing von Biolebensmitteln profitiert zusätzlich von einer breit angelegten Verbrauchererziehung: So müssen z. B. in staatlichen Schulkantinen die Mahlzeiten auf biologisch angebauten Produkten basieren, was einerseits den Absatz fördert und zum anderen die Akzeptanz von Bio-Produkten in breiten Kreisen fördert.
Angebaut werden die Bio-Lebensmittel hauptsächlich in Süditalien, der Toskana, Latium oder Emilia Romagna. Ein Viertel der biologischen Anbaufläche wird für den Weizen-Anbau verwendet, ein weiteres Viertel für Weideflächen, 16 Prozent Grünfutter und 13 Prozent Olivenbäume; daneben werden Obst und Gemüse, Zitrusfrüchte und Wein biologisch angebaut.
Der Vertrieb erfolgt u. a. über die Internetplattform biobank, auf der mittlerweile 1.132 italienische Bio-Einzelhandelsläden registriert sind, obwohl die Nutzung des Internets in Italien noch nicht so verbreitet ist wie in anderen europäischen Ländern. Auch die etablierten Supermarktketten wie Coop, Carrefour haben eigene Bio-Labels entwickelt.
Bella Italia ist also nicht nur wegen seiner schönen Städte eine Reise wert, sondern auch wegen seines Essens. Und die Entwicklung Italiens hin zu einem äußerst qualitätsvollen Lebensmittel-Produzenten lässt das Essen gleich doppelt so gut schmecken.
Quellen: Werbung Österreich, Germany Trade & Invest, Ismea/Nielsen
Photo: mi.la/photocase.com