Regionale Lebensmittel in Frankreich

Regionale Lebensmittel in FrankreichLa Grande Nation sorgt dieser Tage für Schlagzeilen: Die europäische Presse ist mit der Frage beschäftigt, welches Medium wohl das erste Foto der Tochter von Carla Bruni und Nicolas Sarkozy veröffentlichen darf. überLand überlässt diese Frage gerne den großen Boulevard-Zeitungen und fokussiert auf ein nicht minder wichtiges Thema. In der zweiten Serie über die Produktion der regionalen Lebensmittel in den einzelnen europäischen Ländern schauen wir uns Frankreich ein wenig genauer an.

Das Bio-Segment wächst insgesamt in Frankreich sehr stark an. So werden Zuwachsraten um die 10 Prozent für die Jahre 2009 bis 2012 prognostiziert. Im Jahr 2008 legte der Bio-Markt allein um 25 Prozent zu. Diese Zuwächse klingen viel, doch mit einem Anteil von schätzungsweise gerade einmal 2 Prozent und einem Umsatz von etwa 2,6 Mrd. Euro liegt der Bio-Markt in Frankreich weit hinter Deutschland mit einem Umsatz von ca. 6 Mrd. Euro.

Große Ketten entdecken den Bio-Markt

Gerade die französischen Handelsketten investieren sehr stark in das Bio-Segment. Der Absatz von Bioprodukten in den Super- und Hypermärkten wuchs in 2008 um 39 Prozent und 2009 um weitere 30 Prozent. Damit verkaufen die traditionellen Großmärkte bereits mehr Bioprodukte als Ketten, die auf Bioprodukte spezialisiert sind, wie Biocoop oder Naturalia beispielsweise.
Die großen Supermärkte setzen auch auf die Entwicklung eigener Handelsmarken. Damit können sie zumeist eine deutlich höhere Rentabilität dieser Produkte erzielen, weswegen der Anteil der Handelsmarke im Bio-Segment mit 50 Prozent höher als bei den herkömmlichen Produkten mit nur 30 Prozent liegen. Die Handelskette Monoprix z. B. bietet in ihrem Sortiment die Handelsmarke: „Le petit Producteur“. Unter diesem Namen werden regionale Lebensmittel in Frankreich wie Milch, Jogurt und Frischkäse vermarktet. Auf dem Etikett finden sich Informationen über den Hersteller mit der genauen Lage, dem Namen und einem Foto. Die Produzenten kommen aus einem Umkreis von 100 Kilometer um Paris. Die Kette Système U hat ebenfalls ihre eigene Marke gelauncht: „U d’ici“ bietet 150 regionale Produkte.
Gekauft werden die Bioprodukte hauptsächlich von städtischen Kunden mit den Schwerpunkten in der Ile-de-France und im Süden des Landes. Höhere Bildung und Familien mit Kleinkindern charakterisieren die typische Kundschaft, die über ein mittleres bis höheres Einkommen verfügt. Insgesamt gibt es in Frankreich 3,7 Millionen „bio-konvertible“ Haushalte. Des Weiteren werden in 50 Prozent der Kantinen in Schulen, Betrieben und sozialen Einrichtungen Bioprodukte angeboten, bis 2012 soll es Bioprodukte in 80 Prozent der Kantinen geben.

Frankreichs Bauern sind gefragt

Trotz zunehmender Nachfrage, gibt es in Frankreich nur sehr wenige Bio-Anbauflächen. Das Agrarministerium formulierte dazu im Jahr 2007 das Ziel, die Anbauflächen von 2 auf 6 Prozent zu erhöhen. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Bio-Anbaufläche bereits derzeit rund 6%; in der Schweiz gar 11% und Österreich liegt mit 18,5% Bio-Anbaufläche in der Spitzengruppe (siehe dazu Blogeintrag: War die Hochzeitstorte bio?). Frankreichs Landwirte stehen daher vor der Herausforderung, diese Anbauform mehr als bisher zu intensivieren.
Auffallend ist auch, dass 85 Prozent der gesamten Lebensmittel im Land selbst produziert werden, was einen sehr hohen Selbstversorgungsgrad darstellt. Während also nur 15 Prozent der konsumierten Nahrungsmittel aus dem Ausland kommen, liegt der Importanteil bei Bio-Lebensmittel bei 30%. Die Franzosen bevorzugen eben lokale Lebensmittel. Für ihre große französische Küche vertrauen sie in lokale Produkte. Und der Geschmack der Speisen bestätigt diese Entscheidung.

Photo: Bobby Fisher/photocase
Quellen: Forschungsinstitut Precepta, Germany Trade & Invest, Agence Bio

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