Die innovativsten Produkte entstehen anscheinend oft in Garagen. So auch die „Obstraupe“, ein effizientes Erntegerät für Streuobst, das von drei Oberösterreichern in einer Garagenwerkstatt in Perg und in Wien entwickelt wurde. Die Obstraupe ermöglicht ein zeitsparendes, komfortables Aufsammeln großer Mengen an Pressobst und das, ohne die Früchte dabei zu verletzen. Die Entwickler hatten aber neben dem ökonomischen Nutzen ihres Erntehelfers auch den ökologischen Aspekt im Auge – die verstärkte Wiedernutzung von Streuobstwiesen. Denn da immer mehr Streuobstwiesen aufgrund der Unwirtschaftlichkeit verschwanden, ging auch das Potenzial zur Speicherung von klimawirksamem CO2 und der Lebensraum für einige heimische Tierarten verloren.
Hohe Wertschöpfung von Streuobstwiesen
David Brunmayr, der Initiator, erzählt, dass er selbst als Kind auf der elterlichen Streuobstwiese helfen musste. Das Baumhaus im Apfelbaum, der Duft in der Obstpresse, der Geschmack von frisch gepresstem Apfelsaft aber auch das mühsame Obstklauben sind tief abgespeicherte Kindheitserinnerungen.
„Die Idee zur Entwicklung eines effizienten Erntegeräts für Streuobstwiesen kam mir 2016, im Zuge meiner Arbeit für die Arche Noah. Ich wusste, dass man die stark gefährdeten Lebensräume der Streuobstwiesen nur dann erhalten kann, wenn sich das Obstklauben wieder auszahlt“, sagt Brunmayr. Da das händische Aufsammeln anstrengend ist, lange dauert und sich nicht rechnet, wird oft darauf verzichtet und zwei Drittel der Früchte verrotten ungenutzt auf den Wiesen. Rund 450.000 Tonnen essbares Pressobst, das einen Wert von umgerechnet 45 Millionen Euro hat, geht so verloren.
In der Obstraupe stecken tausende Stunden Arbeit
David Brunmayr nahm Ende 2016 mit dem Sozialökologen Lukas Griesbacher am Green Startup-Wettbewerb innovate4nature teil und die beiden kamen mit dem Konzept zur Obstraupe unter die drei Finalisten. Gemeinsam mit Franz Praher, einem gelernten Schlosser und Erfinder aus Leidenschaft, entwickelten sie dann ein Modell, um das Funktionsprinzip zu zeigen. Die Obstraupe gewann den Wettbewerb und nun hatten sie die Mittel von 10.000 Euro, sich an den Bau des Prototypen zu machen. „Das war harte Arbeit und da stecken tausende Stunden an Entwicklung drinnen. Da kam Franz, unser Daniel Düsentrieb, einige Male an einen Punkt, wo er die Obstraupe auf den Schrotthaufen werfen wollte“, sagt Brunmayr.
Mit dem vierten Prototyp schafften sie schließlich den Durchbruch und seither testen die drei mit Streuobstbewirtschaftern die Funktion der Obstraupe und verbessern sie laufend weiter. „Das Feedback ist wirklich großartig und wir haben bereits viele Interessenten. Und sobald wir die ersten 200 Bestellungen haben, werden wir in Produktion gehen.“
Gefräßig aber sanft
Die Obstraupe ähnelt ein bisschen einem Rasenmäher, es ist ein handgeführtes Erntegerät, das bis zu einer Tonne Obst pro Stunde ernten kann – von der Walnuss bis zum Strudelapfel. Das einfache, mechanische Funktionsprinzip in Kombination mit einem innovativen Antriebssystem, machen die Obstraupe zu einem günstigen und langlebigen Produkt. Denn anstatt einen Motor zu verbauen, der nur während des kurzen Erntefensters genutzt wird, greifen die drei Entwickler auf ein Werkzeug zu, das in jedem Haushalt zu finden ist: ein Elektromotor in Form eines Akkuschraubers.
Die Obstraupe hat eine höhenverstellbare Lenkstange, einen Gashebel für die Akkuschrauber-Ansteuerung und eine 60 cm breite, rotierende Aufnahmewalze mit robusten Gummielementen. Eine Standard-Obstkiste von 60 x 40 cm ist im Lieferumfang enthalten und kann jederzeit ausgetauscht werden.
über_Land
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