Zwei Unzertrennliche

Dort, wo ich herkomme, macht man den Salat mit Kernöl ab. Verzeihen Sie die saloppe Umgangs-sprache: Man mariniert ihn natürlich mit Kernöl. Später, als ich vom grünsten Bundesland Österreichs wegzog musste ich mir angewöhnen meine Gäste zu fragen: „Magst Du Deinen Salat mit Kernöl?“ Oft erhielt ich die ernüchternde Antwort: „Was und diese grüne Wagenschmiere soll auch noch schmecken?“ So ein kulinarischer Fauxpas schmerzt, immerhin mischt man als gebürtiger Steirer nicht irgendein Kernöl unter: Fast schon Ehrensache, dass nur ein ausgezeichnetes auf den Tisch kommt. Der kulinarische Höhepunkt dabei: Käferbohnen mit Kernöl.

Käferbohnen schmecken nur wirklich gut, wenn sie weich sind. Getrocknete sollten über Nacht unbedingt eingeweicht und am nächsten Tag gekocht werden. Man kann natürlich auch Vorgekochte in der Dose verwenden, deren Kochzeit um ein Vielfaches kürzer ist. Bio Bauer Fritz Prem gibt zu bedenken: „Wenn Käferbohnen nicht direkt beim Bauern eingekauft werden, dann kann es sein, dass die Bohnen aus zwei oder mehreren Chargen zusammen gewürfelt sind, die wiederum unterschiedliche Kochzeiten haben können.“ Also: unbedingt Kochproben machen.
Alles über die Käferbohne hat Taliman Sluga in seinem Werk mit dem Titel: „bohn’ appetit!“ geschrieben, das in der Steirischen Verlagsgesellschaft erschienen ist. Die im Buch enthaltenen Rezepte zeigen die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten der Käferbohnen: Es findet sich Bodenständiges wie „Käferbohnen-Lammtopf“, Erlesenes wie „Käferbohnen mit Venusmuscheln“ oder Außergewöhnliches wie die Bohnentorte.
Und wie Käferbohnensalat zubereitet wird, verrät Küchenchef Christian Zeillinger vom Restaurant Stomach, Wien, exklusiv für über_Land-Leser:

„Wichtig die Bohnen wirklich weich kochen, nicht al dente. Dann mariniere ich sie noch lauwarm ähnlich einem Kartoffelsalat in Bouillon mit etwas Senf, frischem Pfeffer, Meersalz und natürlich Kürbiskernöl. Grüner, roter, gelber Paprika, Frühlingszwiebel klein würfelig geschnitten, etwas frisches Bohnenkraut kommt noch dazu. Ca. 30 Minuten ziehen lassen. Wer will kann beim Anrichten frischen Kren (Meerrettich) darüber reiben. Und wenn man die großen Käferbohnen vor dem Marinieren der Länge nach halbiert, schaut das Ganze eleganter aus.“

In Österreich gibt’s die Käferbohnen auf Bauernmärkten oder auch in Supermärkten etc.. Seit dem 19. Jahrhundert gedeiht die Käferbohne im milden Klima der Südoststeiermark. In Deutschland und in der Schweiz ist die Bohne in weiten Teilen unbekannt. Für Tipps, wo sie in diesen Ländern erhältlich ist, bedankt sich über_Land im Voraus.
Dass diese Bohnen nicht nur schmecken, sondern auch für Designobjekte verwendet werden können, zeigt die Ausstellung „Im Zeichen der Käferbohne“, die noch bis 22. Mai ihre Pforten in Graz geöffnet hat (www.diekaeferbohne.at) . Stefanie Schöffmann und Isabel Toccafondi präsentieren dabei Frühstücksbrettchen, Polster und T-Shirts und anderes mehr. Großer Vorteil der Ausstellung: Man kann sich dabei nicht anpatzen (ankleckern), denn die Flecken, die ein Käferbohnensalat mit Kernöl verursacht, sind hartnäckig. Eine nachhaltige Speise eben.
Übrigens zum Käferbohnensalat empfiehlt Küchenchef Zeillinger einen südsteirischen Welschriesling. Bohn’ Appetit!

Photo: Stefanie Schöffmann und Isabel Toccafondi, leuchtende Käferbohnen (Tischlampen)

4 Gedanken zu „Zwei Unzertrennliche

  • 18. Mai 2011 um 10:25 Uhr
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    Dem ist nichts hinzu zu fügen. Lang lebe die heimische Käferbohne – und wir bestens mit ihr.

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  • 23. Mai 2011 um 16:43 Uhr
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    Guter Beitrag. Sicher nicht verkehrt, sich mit der Thematik intensiver auseinander zusetzen. Werde auch weitere Artikel verfolgen.

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    • 23. Mai 2011 um 19:01 Uhr
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      Das freut uns sehr. Arbeiten am nächten lesenswerten Beitrag. LG Barbara

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  • 23. Mai 2011 um 21:59 Uhr
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    Guter Artikel! Ich werde da nochmal versuchen mehr zu erfahren!

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