Masaru Yamada ist Agrarjournalist in Japan. Er hat im Newsletter der IFAJ (International Federation of Agricultural Journalists) die Situation der japanischen Bauern nach der Katastrophe beschrieben. Wir haben diesen Beitrag für Sie ins Deutsche übersetzt.
Das Schlimmste ist
noch nicht vorbei
Ist das Schlimmste vorbei? Das fragt mich jeder. Ich antworte darauf: „Für mich ist es vorbei, aber es ist abhängig davon, wo Sie leben“.
Am 11. März 2011 erschütterte eines der größten Erdbeben Japan, heute steht „Business as usual“ an der Tagesordnung. In der weltberühmten Akihabara Electric Town in Tokio sehen Sie kaum Unterschiede zwischen heute und vor zwei Monaten. An Feiertagen sehen Sie hier viele Fußgänger auf den Straßen, auf der Suche nach günstigen PC’s oder Spielautomaten. Genau wie vorher auch, pendle ich von meinem Haus, 30 Kilometer östlich von Tokio,
täglich mit der Bahn zu meinem Büro in Akihabara. Ich esse zu Mittag in der Mensa der Japan Agricultural News, wo ich arbeite. Wir kaufen Reis, Milch, Gemüse und Obst in Supermärkten und an den Tankstellen gibt es problemlos Benzin zu gleichen Preisen wie vor der Katastrophe. Es hat sich wenig geändert, so lange Sie außerhalb der Zone, außerhalb vom hart getroffenen Bezirk Tohoku leben. Dieser Teil wurde sehr schwer getroffen. Viele Menschen sind noch auf der Suche nach ihren Verwandten oder warten auf freie Plätze in provisorischen Unterkünften.
In der Landwirtschaft wurden mehr als 20.000 Hektar Ackerland vom gewaltigen Tsunami (teilweise mehr als 30 Meter hoch) überflutet. Die Landwirte kämpfen, um den Schmutz und das Salz von ihren Anbauflächen weg zu bekommen. Ein japanischer Landwirt hat im Durchschnitt nur 1,6 Hektar Ackerland. Sie können sich vorstellen, dass da die Betroffenheit sehr groß ist. Die Regierung hat zwar versprochen mit Zuschüssen und Darlehen die Landwirte zu unterstützen. Trotzdem müssen die Landwirte gewaltige, finanzielle Einbußen einstecken und stehen vor großen Herausforderungen. Dazu zählen die Probleme der radioaktiven Verseuchung, verursacht durch die Explosionen im Kernkraftwerk von Fukushima Daiichi. Die Regierung hat veranlasst, die landwirtschaftlichen Produkte, vor allem Gemüse, wegen der hohen Radioaktivität nicht zu exportieren. Die Landwirte halten sich an diese Regel: Wenn die Regierung es verbietet, dann vernichten die Landwirte die Ernte. Sie werden für den Schaden von TEPCO, dem Betreiber des AKW’s, entschädigt. Wenn die Regierung ihre Zustimmung zum Konsum gibt, dann wird die Ernte verkauft. Nachdem wir ein sehr striktes Lebensmittelgesetz in Japan haben, glauben Wissenschafter, dass der Nahrungsmittelkonsum hier sicher ist, solange das System funktioniert. Es wird jedoch kompliziert, wenn Radioaktivität mit im Spiel ist. Premierminister Naoto Kan aß vor laufender Kamera Gurken, um die Sicherheit der Produkte hervor zu streichen. Aber viele Konsumenten glauben das nicht. Die gängige Meinung ist, dass die Produkte aus der Region Fukushima und angrenzenden Präfekturen nicht sicher seien. Wenn dieser Trend anhält, leiden die Landwirte sowohl unter der Katastrophe als auch von der negativen Stimmung.
Die tatsächliche Herausforderung, vor der unsere Landwirte stehen, ist die Konsumenten zu überzeugen, dass die heimischen Produkte sicher sind. Das wird wahrscheinlich eine lange Zeit brauchen, aber es führt für die japanischen Landwirte kein Weg daran vorbei.
Photo: Quelle ©DLR
Hallo Heinz, ist alles da, freuen uns über jedes „Like“; lg Barbara