Die Zukunft des Agrotourismus

http://nona-architektinnen.at/Wie wird in zehn Jahren unser Urlaub auf dem Land aussehen? Die zwei Architekten Nora Heinzle und Lukas Pankraz Mähr setzten sich in ihrer Diplomarbeit mit dieser Frage auseinander und haben ein visionäres Modell entworfen, das die Bereiche Landwirtschaft, Tourismus und Selbstversorgung neu definiert. Ausgangspunkt ist das Weingut Lu Naracheddu in Sardinien, das 2009 von neuen Eigentümern erworben wurde. Dieses – inmitten einer wunderbaren Gegend gelegene – Gut befand sich anfangs in einem verwahrlosten Zustand. Kein Wunder, wurde es auch seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet. Die erste Zeit verbrachten die neuen Besitzer damit, ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen wieder urbar zu machen und den Weinbau zu reaktivieren. Das war den Besitzern aber noch lange nicht genug: Neben der Produktion hochwertiger biologischer Weine, wollten sie auf dem Gut eine Form des sanften, nachhaltigen Tourismus schaffen. Entstehen sollte ein idealer Rückzugsort für den Einzelnen, darüber hinaus sollte das Gut Vorbild für die gesamte Region und Motor für eine ins Stocken gekommene Landwirtschaft werden.Agrotourismus von Heinzle und Mähr

Visionäres Teilhabermodell

Die beiden Architekten Heinzle und Mähr haben ein visionäres Teilhabermodell ausgearbeitet, das gerade in der gegenwärtigen Krisenzeit einen hoch spannenden Ansatz darstellt. Ihr Modell geht davon aus, dass der Investor nicht nur ein Projekt mitfinanziert, sondern ihm wird ein Wohnraum zur Verfügung gestellt und auch Fläche zum Anbau von Lebensmitteln (die er auch von den umliegenden Bauern mitbewirtschaften lassen kann). Außerdem unterstützt er ein Energiekonzept, das Autarkie mit Hilfe von Sonne, Biomasse und Wasser ermöglicht. Der Teilhaber hat also in eine Anlage investiert, die ihm einen Rückzugsort mit Mehrwert bietet.

Agrotourismus als Motor

Aber auch jene, die dieses Projekt nicht als Teilhaber mittragen, haben die Möglichkeit, auf dem Gut gegen Bezahlung Urlaub zu machen. Und das in einer Atmosphäre von Natur und Kultur.

Dieses neue Agrotourismus-Projekt soll vor allem einen Motor für die gesamte Region darstellen. Eingebunden werden jene Menschen aus der Umgebung, die aus der Landwirtschaft kommen, aber darin kaum mehr Perspektive sehen. Sie können nicht nur direkt auf Lu Naracheddu ihr Wissen einbringen, sondern auch als „selbstständige Bauern“ das neue Energiekonzept umsetzen. Dieses ist zwar sehr aufwändig, ermöglicht aber einen kompletten Kreislauf und erreicht maximale Energieeffizienz, da alle Beiprodukte genutzt und wiederverwertet werden (Zonneterp System).

Die Ideen von Heinzle und Mähr sind weit mehr als ein neues Agrotourismus-Konzept mit nachhaltigem Ansatz. Das Konzept eröffnet Interessierten die Möglichkeit, Eigentum mit Mehrwert (Nahrung und Energie) zu erwerben in einer bislang benachteiligten Region. Außerdem sind die energieautark gewonnenen Lebensmittel in den lokalen Konsumkreislauf eingebunden. Die Bauern auf Sardinien haben damit wieder Chancen, in ihrem ureigensten Bereich, der Landwirtschaft, tätig zu werden und ihren Lebensunterhalt damit zu verdingen.

Alle Abbildungen: Nora Heinzle, Lukas Pankraz Mähr

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