Die Reality Show findet Eingang in die Landwirtschaft. Während bei uns Bauern Frauen suchen nützen in Kenya die Landwirte Reality Shows um ihre Erträge zu steigern. Viele kennen vielleicht die unzähligen Fernsehsendungen „pimp my car“, wobei es darum geht, alte Autos aufzumotzen und zu einem Schmuckstück herzurichten. Eine ähnliche Sendung gibt es nun in Kenya – aber diesmal für Landwirte: Shamba Shape-Up.
Shamba ist das Wort in Suaheli für „Feld“ oder „kleine Farm“ und die Sendung handelt im Format einer Reality Show mit zwei sympathischen Moderatoren, schnellen Schnitten und hinterlegter Musik davon, wie sie einer Bauersfamilie bei landwirtschaftlichen Problemen helfen kann – sind es die geringen Erträge, die ihnen zu schaffen machen oder der hohe Verlust der Ernte während der Lagerung. In der Sendung wird mit Hilfe von Experten eine Lösung gefunden und gut aufbereitet präsentiert, sodass auch andere Landwirte davon lernen können. Doch es sind nicht immer nur landwirtschaftliche Fragen, die die Bauersfamilien bedrücken – freilaufende Hühner, die in die Küche kommen und wertvolle Nahrungsmittel stibitzen oder schlechte Beleuch- tung, die den Kindern beim Lernen zu schaffen macht. So wird versucht für jedes Problem eine Lösung zu finden, sei es mit einem entsprechenden Hühnerstall oder der Ausstattung mit Solarlampen.
Bis jetzt wurden bereits 13 Filme von „The Mediae Company“ abgedreht und die Filme spielen sowohl in Englisch als auch in Suaheli. Geplant sind an die 40 Episoden, die über 2 Jahre ausgestrahlt werden und insgesamt über 11 Millionen Zuseher in den ländlichen Gebieten Ostafrikas (Kenia, Uganda und Tanzania) erreichen sollen.
Nachdem es bereits mit der Fernsehserie „Makutano Junction“ ein Vorläuferprojekt gibt, bei dem jedoch verschiedene soziale Themen angesprochen werden und das sich als hervorragender Erfolg mit 10 Millionen regelmäßigen Zusehern etabliert hat, ist der Erfolg vorprogrammiert.
Hilfe für Subsistenzbauern
Die abgegebenen Empfehlungen stützen sich ausschließlich auf Forschungsergebnisse; somit dient dieser Kanal als gutes Mittel, die vielfältigsten Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und es ist wirklich interessant, was man bei dieser Reality Show lernen kann. So wird z. B. in Folge 10 erklärt, wie man bei Maiskulturen den Stengelbohrer, eines Verwandten des europäischen Maiszünslers, bekämpfen kann, der in Ostafrika insbesondere bei Subsistenzbauern, die sich keine Pestizide leisten können, zu hohen Ernteverlusten führt. Dabei wird auf eine vollkommen natürliche Methode zurückgegriffen, die, wie eine spätere Recherche bei Wikipedia zeigt, vom International Centre of Insect Physiology and Ecology (ICIPE) in Zusammenarbeit mit dem Kenyan Acriculture Research Institut (KARI) und der Rothamsted Experimental Station entwickelt wurde: die sogenannte Push-Pull-Technologie.
Dabei wird Desmodium zwischen die Maiskulturen gesetzt, das durch seinen Geruch den Stengelbohrer vertreibt (Push). Um das Maisfeld herum wird ein Gürtel aus Elefantengras (Napiergras) gesetzt, das die Motten des Bohrers anzieht (Pull). Die Eier werden durch diese Strategie am Napiergras abgelegt und der Mais bleibt verschont. Eine genial einfache und natürliche Methode, die noch weitere Vorteile hat: der Samen des Desmodium kann geerntet und verkauft werden und Desmodium tötet auch das parasitische Sommerwurzgewächs Striga, das der Maispflanze Zucker entzieht. Das schnellwachsende Napiergras wiederum dient als Viehfutter.
Shamba Shape-Up bereitet jede Sendung auch in einer Broschüre auf, die per SMS geordert werden kann, um die Er- kenntnisse auch nach- lesen zu können. Natürlich haben auch Agrokonzerne die Sendereihe entdeckt und der eine wie auch andere Verbesserungsvorschlag hört sich an, wie eine Anwendungsberatung für ein bestimmtes Produkt.
Insgesamt ist jedoch Shamba Shape-Up eine tolle Idee, um die Lebensgrundlage der Bauern in Ostafrika zu verbessern und die Lebensmittelproduktion auf eine breite und ertragreiche Basis zu stellen zur Sicherung der Ernährung im eigenen Land.
Photos: The Mediae Company