Freilandhaltung von Schweinen ist zwar sehr selten, aber sie funktioniert bestens. Das beweist der junge bayerische Landwirt Johannes Buchner. Er importierte aus Schottland Cornwall-Schweine – eine Rasse, die sogar bis in die 1960er Jahre in Deutschland ansässig war. Mit einem ausgeklügelten Vermarktungskonzept, bestehend aus fixen und mobilen Hofläden, erfahren seine Produkte höchste Wertschöpfung. Und nicht nur seine, sondern auch die der umliegenden Bauern. Sie haben mit 14 von Ihrem Vater ein Schwein bekommen. Was fasziniert Sie an diesen Tieren?
Johannes Buchner: Schweine sind total neugierig und sehr intelligent. Als Kind wurde ich von meiner Oma öfter mal in ein Ferkelnest mit neugeborenen Ferkeln gehockt. Die Kleinen sind so süß, ich glaub da hat es bei mir „gefunkt“.
Seit 2009 führen Sie einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb. Ihre schwarzen Schweine haben Sie dafür direkt aus Schottland bezogen. Warum ausgerechnet diese Rasse?
Johannes Buchner: Ich war in Schottland auf einem Prakti-kumsbetrieb. Dort wurden sieben verschiedene vom Aussterben bedrohte Rassen gehalten. Darunter auch die Large Black oder – wie sie bei uns heißen – Cornwall-Schweine. Sie sind mir besonders aufgefallen. Die schwarze Farbe ist besonders gut für die Freilandhaltung geeignet, da sie nicht Sonnenbrand gefährdet ist. Nachdem ich auch noch erfahren hatte, dass diese Rasse bis 1960 auch in Deutschland zu Hause war, wollte ich diese Tiere unbedingt wieder bei uns heimisch werden lassen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Freilandhaltung gemacht? Ist sie nicht sehr selten?
Johannes Buchner: Ja, sehr selten sogar. Und das nicht ohne Grund. Es gibt viele, vor allem bürokratische Hürden zu überwinden. Das Veterinäramt macht viele Auflagen, weil es eben doch ein gewisses Seuchen-Risiko mit sich bringt. Ich brauche im Vergleich zur Stallhaltung etwa das Zehnfache an Zeit, um ein Schwein zu mästen. Die Tiere haben außerdem etwa 500 Mal mehr Platz, was natürlich große Flächen voraussetzt. Das heißt aber auch, dass ich lange nicht so viele Schweine halten kann. Aber dafür sind die Tiere super gesund und haben den Tag über bestimmt keine Langeweile. Heute Morgen z. B. haben sie ihre Schnauze aus der Hütte rausgestreckt und die ersten Sonnenstrahlen genossen. Da hab ich mich mal eben dazugehockt, weil es so schön war.
Wie viel Grund benötigt man pro Schwein in der Freilandhaltung?
Johannes Buchner: Wenn man davon ausgeht dass ein Schwein im Jahr etwa 10 kg Stickstoff ausscheidet und man die Fläche nicht überdüngen will, sind drei Teilstücke mit je 200 Quadratmeter pro Schwein nicht übertrieben wenn man jedes halbe Jahr die Koppel wechselt.
In welchem Alter werden die Tiere geschlachtet? Schlachten und verarbeiten Sie selbst?
Johannes Buchner: Sobald die Cornwall-Schweine etwa 120 kg haben, werden sie geschlachtet. Jedes Kilogramm mehr setzen die Tiere leider nur Fett aber nicht mehr viel Fleisch an. Ich fahre sie dann zu unserem Metzger ins Nachbardorf, der sie erst am nächsten Tag schlachtet. Danach hole ich die Hälften frisch wieder ab und mache dann sehr viele verschiedene Würste daraus. Die werden von uns so gemacht wie früher, also noch mit Salz, Pfeffer und anderen leckeren Naturgewürzen. Mehr braucht unsere Wurst nicht. Das Fleisch wird gleich verpackt, damit es dann frisch im Hofladen verkauft werden kann.
Sie haben ein eigenes Vermarktungskonzept entwickelt, das aus Ihrer Arbeit zum landwirtschaftlichen Meister entstanden ist. Worauf beruht dieses Konzept?
Johannes Buchner: Es beruht auf eigener Verarbeitung, eigenem Verkauf über den Hofladen und zwei mobile Lebensmittelgeschäfte. Die Wertschöpfung bleibt so auf dem Hof und ich verdiene mit meinen sieben Zuchtschweinen und Nachzucht genauso viel wie ein Bauer mit vielen hunderten Schweinen.
Ihre Meisterarbeit war ein Vergleich von konventioneller Schweinemast im Stall mit der Freilandhaltung. Mit welchem Ergebnis?
Johannes Buchner: Ich wollte herausfinden, wie sich die Art der Haltung auf die täglichen Zunahmen, Wachstum und die Futterverwertung auswirkt. Das Ergebnis hat mir geholfen um zu erkennen, dass ein im Freiland gehaltenes Schwein nie rentabel über einen Schlachthof verkauft werden kann. Daraufhin habe ich dann ein Konzept mit der Direktvermarktung entwickelt.
Der Hofladen ist ein Teil davon.
Johannes Buchner: Wir haben einen Hofladen direkt auf unserem Stamm-Bauernhof in Oberlaimbach, der jeden Freitag von 9 bis 18 Uhr offen hat. Außerdem habe ich noch ein Verkaufsauto mit dem wir nach Nürnberg und Umgebung fahren und von Haustür zu Haustür verkaufen. Für die Vermarktung habe ich noch in einem Extra-Gewerbe 1,5 Arbeiter angestellt.
Neben Ihren eigenen Produkten verkaufen Sie auch Produkte anderer Landwirte in Ihrem Hofladen?
Johannes Buchner: Natürlich. Ich kann ja schließlich nicht alles machen. Wir haben im Steigerwald so viele verschiedene Produkte, da habe ich mich einfach mal auf die Suche gemacht und sehr viele Bauern gefunden, die mich jetzt regelmäßig mit Käse, Milch, Kartoffeln, Äpfeln, Honig, Wein und sogar geräuchertem Fisch und ab und zu auch mal mit Angus-Rindfleisch beliefern. So hat jeder etwas davon und ich muss nicht alles selber machen.
Daneben betreiben Sie auch fahrende Lebensmittelgeschäfte. Wie kam es zu diesen?
Johannes Buchner: Nachdem ich meine Cornwall-Schweine hatte – die jetzt übrigens bei mir „Steigerwälder Schwarzerle“ heißen, habe ich von einem Eiermann aus Brunn ein Verkaufsauto und seine Tour übernehmen dürfen. Das war für mich der Startschuss in das Vermarktungs-Geschäft. Damals war ich nur jeden Freitag unterwegs. Etwa ein Jahr später konnte ich noch ein zweites mobiles Lebensmittelgeschäft übernehmen, und schon war die Woche von Dienstag bis Freitag voll mit Touren in Gegenden wie Nürnberg-Langwasser, Wendelstein, Altenfurth und viele andere. Seitdem sind viele neue Kunden dazu gekommen und manchmal bestellt auch jemand etwas bei uns, dann liefern wir es auch aus, soweit es auf der Tour liegt oder schicken es per Post zu.
Was bedeutet es für Sie, Bauer zu sein? Würden Sie gerne tauschen wollen?
Johannes Buchner: Ich bin gerne Bauer. Ich hatte die Wahl eine Informatiklehre zu beginnen. Im Moment würde ich auf keinen Fall tauschen wollen, selbst wenn ich dort mehr verdienen würde und weniger Arbeit hätte. Vielleicht gehe ich irgendwann einmal andere Wege. Aber die haben dann bestimmt auch mit Landwirtschaft zu tun.
Ich danke für das Gespräch.
Alle Fotos: Archiv Johannes Buchner
Foto (1): Während es draussen eisig kalt ist, hat es in der Schweine-Hütte 12 Grad Plus.
Foto (2): Die Large Black-Schweine: Wahre Schönheiten
Foto (3): Das erste Verkaufsauto
Foto (4): Das jetzige Verkaufsauto mit Angestellten Jochen Dittrich
Foto (5): Mit Ehefrau Julia beim Nachwuchs
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