Spätestens seit seinem Auftritt in der Sendung von Günther Jauch ist Bauer Willi einer sehr breiten Öffentlichkeit bekannt. Auf seiner Plattform Bauer Willi bemüht er sich speziell um den Dialog zu den Verbrauchern, zeigt sich aber auch kritisch den eigenen Berufskollegen gegenüber. So geht er z. B. in seinem Post vom 19. April der Frage nach, wie es denn um die Öffentlichkeitsarbeit der Landwirte aussieht?
Verheerend, so sein Tenor: Verkrustete Strukturen und „Männer von über 50, die diesen Job ehrenamtlich machen, wissen meist nicht, wie diese Medien funktionieren“. Neben Internet sind Landwirte nur sehr spärlich in Tageszeitungen und Fernsehen vertreten und wenn, dann nur negativ. Einen Ausweg sieht er darin, es selbst in die Hand zu nehmen, um das Image zu verbessern.
Einer, der das tut, ist Thomas Fabry. 22 Jahre jung, gelernter Landwirt und seit 2013 Student an der Hochschule Osnabrück. Nach seinem Studium möchte er in den elterlichen Betrieb im Sauerland einsteigen. Das Bild, das er in den sozialen Medien von sich, dem elterlichen Betrieb, von seinen Tieren zeigt, kommt positiv und sympathisch rüber. Gleichzeitig versucht es nichts dabei zu verschönern: Es ist ein Betrieb mit 200 Sauen und Aufzucht; auf 90 Hektar wird Futter für die Tiere angebaut und aus weiteren 60 Hektar Wald Wertholz und Hackschnitzel für die Heizung gewonnen.
#Sauen #Terrasse, schöne #Sauerei, #Mahlzeit, #pigfarming pic.twitter.com/AqZFcAKgoZ
— Thomas (@TommyFabry) 20. Juni 2015
Die Überländerin hat mit Thomas Fabry folgendes Interview geführt:
„Mit den Leuten reden, was wir machen und wie wir es machen“
Du präsentierst Dich auf Twitter @TommyFabry auf eine sehr sympathische Weise. Wie lautet Dein Erfolgsrezept?
Thomas Fabry: Genau wie beim Kochen bedarf es mehrerer Zutaten. Zum einen sollte man sich klar darüber sein, welche Botschaft man übermitteln möchte. Es ist wichtig die Nachrichten so rüber zu bringen, dass sie klar zu verstehen sind und auch die „Worte der Bilder“ damit übereinstimmen. Auf unseren Bildern sind meistens Tiere und Tierhalter zu sehen um zu zeigen, dass wir im regelmäßigen Kontakt zu den Tieren stehen und uns stets um ihr Wohlergehen bemühen.
Warum hast Du Dich für den Beruf des Landwirts entschieden?
Thomas Fabry: Weil ich mit großer Leidenschaft im Verbund mit Tier und Natur zusammenarbeite und genau so will ich mich auch darstellen: Ich bin Landwirt und stolz darauf! Ich denke es gibt neben den Sozialen Netzwerken und Stallbesichtigungen noch viele weitere Wege den Menschen die Landwirtschaft näher zu bringen und sehr viele Landwirte setzten das bereits um.
Wie erklärst Du Dir, dass in den Medien meist nur negativ über Bauern berichtet wird?
Thomas Fabry: Gerade bei der Tierhaltung erleben wir leider häufig eine sehr einseitige Berichtserstattung. Hinzu kommt, dass die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit bei den Bauern lange nicht erkannt wurde. Auch der persönliche Bezug der Bevölkerung zur Landwirtschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter verloren gegangen. Wenn ich nur daran denke wie oft die älteren Dorfbewohner von der Erntezeit berichten, in der die Schultafel einige Zeit sauber blieb und die Schüler in den Kartoffelferien die Ernte mit einbrachten. Die Entwicklung seither ist enorm und der Bezug zur Landwirtschaft muss heute auf anderen Wegen hergestellt werden.
Was gibt’s für andere Wege?
Thomas Fabry: Ich habe schon häufig in Gesprächen mit Verbrauchern erfahren wie skeptisch sie mit den Medien oder dem häufig verwendeten Schlagwort „Massentierhaltung“ umgehen. Viele sind sehr offen für Informationen aus der Tierhaltung und freuen sich über Schilderungen von einem praktizierenden Landwirt.
Es ist auch schon etwas, wenn man auf dem Weg zum Feld, Wanderer trifft und ihnen von seiner Arbeit erzählt. Wir sollten insgesamt mit den Leuten darüber reden, was wir machen und wie wir es tun. Daran sollten wir in Zukunft gemeinsam weiter arbeiten.
Thomas und seine Freundin Hannah, die gerade ihr Fachabitur im Sozial- und Gesundheitswesen gemacht hat. Die Tatsache, dass er Landwirtschaft studiert, hat sie überrascht. Ihr erster Besuch im Stall: „Ein schönes Erlebnis.“