Scarnuz Grischun: Zu Gast im Hofladen der Irma Caveng

Die Journalistin Iris Meder war für über_Land in der Schweiz unterwegs. Dort besuchte sie den Hofladen der Irma Caveng in Castrisch/Graubünden, wo das gemeinsame Vermarkten der regionalen Lebensmittel im Vordergrund steht.

Die Arbeit geht nicht aus. Alle paar Minuten kündigt sich per Telefon oder Türklingel Kundschaft an. Der Preis dafür, dass der Hofladen in Irma Cavengs rund 150 Jahre altem Hof im Graubündner Ilanz keine fixen Öffnungszeiten hat. Aber als Bauersfrau mit Milchvieh und Aufzucht kann man nicht immer zu Hause sein.
Das Projekt „Scarnuz Grischun“ begann 1993 mit der Überlegung, Produkte aus den Küchen und Backstuben der Bäuerinnen zu verkaufen. Jede der am Projekt beteiligten Frauen trug ihre Spezialitäten bei. Der im Tal des jungen Rhein günstig gelegene Hof von Irma Caveng und ihrem Mann, Eltern zweier erwachsener Kinder, ist die Logistikzentrale. Das Angebot umfasst neben dem Alpkäse der Cavengs Räucher-Hartwürste, „Röteli“-Kirschlikör, Quittengelee, Marmeladen, Rollgerste, Kräutertees, Früchtebrot, Honig, Nusstorten und das Haselnussgebäck „Totenbeinli“. Alles wird entweder im „Scarnuz“, einem mit Stroh ausgelegten Papiersack, als Auswahl lokaler Spezialitäten oder einzeln angeboten, im Hofladen und auf Messen und Märkten. Über den Webshop können zudem täglich zwischen fünf und – vor Weihnachten – bis 300 Bestellungen für Scarnuz-Päckchen hinzukommen, die bis nach Kanada verschickt werden. Die Produkte werden auf dem Hof der Cavengs angeliefert, der Erlös (Verkaufspreis minus 7 %) wird der Produzentin ausgezahlt. „Unser Konzept ist: Anders sein bei hoher Qualität, und: Ehrlichkeit dem Kunden gegenüber“, erzählt Irma Caveng. Dennoch sollen die Produkte leistbar sein. „Die Preise sind überall gleich, auch an der ‚Goldküste‘ am Zürichsee. Dafür gibt es keine Rabatte und Aktionen.“Scarnuz Grischun: Produkte
Der ersten, von Irma Caveng mitbegründeten lokalen Gruppe „Surselva“ folgten fünf weitere, zuletzt im Engadin. Insgesamt arbeiten in den sechs Gruppen mit gemeinsamem Logo rund 40 Frauen. Von Anfang an nutzte man professionelles Marketing-Knowhow. Übergeordnete Ebene ist eine für dezentrale Werbung und PR zuständige Interessengemeinschaft mit Vorstand, der sich aus je einer Frau pro Gruppe und einer Präsidentin zusammensetzt. Als Vermarktungsplattform für die Kantone Graubünden, Uri und Glarus fungiert die „alpinavera“, deren zertifizierte Produkte auch in ausgewählten Supermärkten erhältlich sind. Laut alpinavera-Kriterien muss die Wertschöpfung zu zwei Dritteln in der Region stattfinden und drei Viertel der Rohprodukte aus der Region stammen. Das Angebot einer Kaufhauskette, alle Produkte abzunehmen und pauschal zu vermarkten, hat die Gruppe abgelehnt.
In den 17 Jahren des Bestehens des Scarnuz Grischun hat ein Teil der Gruppe gewechselt, jüngere sind dazugekommen. „Voraussetzung ist zum einen Belastbarkeit und zum anderen die Unterstützung der Familie. Das Scarnuz muss Priorität haben“, resumiert Irma Caveng. „Zentral ist, eine Idee nicht nur zu haben, sondern auch durchzuhalten und weiterzuführen.“ Dazu zählt auch, Tätigkeiten und Verantwortung mehr zu verteilen. Für sie ist es immer noch eine spannende Herausforderung, sich mit Neuem auseinandersetzen. Ihr Fazit: Geld gibt Sicherheit und Annehmlichkeiten – ist aber nicht immer das Wichtigste.

Hofladen Scarnuz Grischun Surselva,
Irma Caveng, Via Glogn 38, 7126 Castrisch, CH-Ilanz, Graubünden

www.scarnuz-grischun.ch/surselva

Scarnuz Grischun: Rezept TotenbeinliRezept für die Graubündner Spezialität „Totenbeinli“

300 g gehackte Haselnüsse
100 g gehackte Baumnüsse
400 g gemahlene Haselnüsse
500 g Mehl
1 kg Zucker
2 Tassen Haferflocken fein
1 El Zimt
1 El. Nelkenpulver
1 Prise Salz
1 Tl. Backpulver
alle Zutaten in eine grosse Schüssel geben.

500 g Butter in Pfanne schmelzen, nicht zu heiss
6 Eier darunter rühren

Butter-Eimasse in die Schüssel geben und alles mit Teigschaber mischen. Ergibt eine feuchte Masse die auf zwei Blechreinpapier verteilt und ca 1 cm dick verstrichen wird. Mit Ei bestreichen.
Bei 180-190 Grad 25 Min. backen. Auskühlen lassen und schneiden. Die Totenbeinli halten sich gut 10 Tage, lassen sich bestens einfrieren und bleiben dadurch schön feucht und weich!

En Guata!

über_Land

Der Blog über_Land beschäftigt sich mit innovativer Landwirtschaft in der Stadt und auf dem Land. Themen wie Urban Farming, Vertical Farming, Aquaponic stehen genauso im Vordergrund. Der Blog geht aber auch der Frage nach, wie Gemeinden für ihre Bewohnerinnen und Bewohner neue, qualitätsvolle Konzepte entwickeln, wo Wohnen, Leben und Arbeiten möglich wird. Der Blog ist seit 2011 online. Gründerin und Herausgeberin ist Barbara Kanzian. Erfahren Sie mehr über sie auf ihrer Unternehmens-Website.

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