Helga Kromp-Kolb: Klimakrise erfordert jetzt unser Handeln

Helga Kromp-Kolb PorträtDer Klimawandel ist keine ferne Zukunftsmusik: Hitzerekorde, Dürreperioden, Starkregenereignisse und Überschwemmungen – wir sind schon mitten im Geschehen.  Doch pessimistisches Jammern bringt uns auch in dieser Krise nicht weiter, wir müssen ins Handeln kommen. Wie, das zeigt Helga Kromp-Kolb in ihrem Buch auf. Ein Beitrag von Katharina Hoff-Powell.

In ihrem Buch beschreibt die Klimaforscherin und emeritierte Professorin am Institut für Meteorologie Helga Kromp-Kolb anschaulich die Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und den neoliberalen Idealen der Politik und des immerwährenden Wirtschaftswachstums.

Sie beginnt ihr Buch mit einem persönlichen Einstieg und einem geschichtlichen Rückblick. So erklärt sie, dass die Phase des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg nahtlos in eine „Ausbeutung von Natur und Mensch“ überging.

Grenzen des Wachstums

Die Produktionssteigerung führte zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch, zum Beispiel in den Bereichen Wasser, Metalle, Baustoffe, Fläche – und zu Umweltproblemen durch Abwasser, Abgase, Pestizide und Müll. Schon im Jahr 1972 publizierte eine Gruppe junger Wissenschaftler:innen unter der Führung von Dennis und Donella Meadows einen Bericht zu den „Grenzen des Wachstums“. Dessen Kernaussage ist, dass der Anstieg der Weltbevölkerung, der Industrialisierung und der Umweltverschmutzung zu einer Erschöpfung der Ressourcen und somit zu einem Kollaps führen. Trotz vieler Folgestudien und Publikationen zur Dringlichkeit der Lage ist der Wille zur Veränderung bis heute bescheiden.

Multiple Krisen und die Klimapolitik

Helga Kromp-Kolb sieht unsere Zeit als eine Zeit der Krisen: Klimakrise, Biodiversitätskrise, Flüchtlingskrise, Coronakrise, Energiekrise, Demokratiekrise, um nur einige zu nennen. Der Klimawandel beeinträchtigt schon heute unser Leben und „bringt die Natur aus dem Gleichgewicht“, so die Wissenschaftlerin. Eine Verringerung des CO2 Ausstoßes könnte dem Klimawandel begrenzen, aber nicht stoppen. Es würde wohl Jahrzehnte dauern, bis sich eine Stabilisierung des Klimas einstellt, da Kipppunkte sich gegenseitig verstärken können. Auch die verschiedenen Krisen verstärken einander, und es ist nicht klar auszumachen, ob der Klimawandel hier als Verstärker fungiert oder gar der Ursprung allen Übels ist.

Transformation ist nötig

Die Wissenschaftlerin ist davon überzeugt, dass die Grenzen des Wachstums erreicht sind und spricht sich für ein gutes Leben für alle unter Einhaltung der ökologischen Grenzen des Planeten aus – auch wenn dies in vielen Bereichen mit Verzicht einhergeht. Weniger Energieverbrauch bedeutet weniger Güter, weniger Mobilität, und eine andere Ernährung. Gleichzeitig zeigt Kromp-Kolb auf, dass die Angst vor Verlust unbegründet und ein großes Hindernis im Klimaschutz ist. So endet das Werk mit einem Hoffnungsschimmer: Suffizienz, oder Genügsamkeit, gepaart mit mehr Eigenverantwortung in allen Bereichen des Lebens – das sieht die Autorin als Schlüssel zu einer positiven Wende.

Fazit

Das Werk der österreichischen Klimapionierin ist eine gelungene Mischung aus persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen und einer Darstellung der Entwicklung in den Bereichen Politik, Klimaschutz, Wirtschaft und Gesellschaft der letzten 70 Jahre. Dabei wird deutlich, dass einzelne Initiativen und Abkommen zu wenig sind, um einen echten Wandel herbeizuführen, es bedarf eines kollektiven Bewusstseins für die Notwendigkeit einer Transformation auf allen Ebenen.

„Wer macht die ‚Zeit reif‘ für eine positive Wende?“, fragt die Autorin und beantwortet sich selbst diese Frage, indem sie nicht nur Politik und Wirtschaft in die Verantwortung zieht, sondern jeden und jede Einzelne von uns.

 

Helga Kromp-Kolb
Für Pessimismus ist es zu spät
Wir sind Teil der Lösung
Molden Verlag
ISBN 978-3-222-15111-8
Molden Verlag, 2023

 

 

Porträtfoto: ©Christopher Mavric

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