„Hanf – ein besonderer Stoff“ so lautet die derzeit laufende Ausstellung in Friedrichsdorf (D). Sie zeigt die unterschiedlichsten Einsatzgebiete des wertvollen Rohstoffs. Mit Hanf dealt auch ein Seilermeister in Amstetten, der für seine Schnüre nur strapazierfähigen Hanf verwendet. Und eine Ernährungswissenschaftlerin aus dem Hanfthal hat ein besonderes Brot entwickelt; ein glutenfreies Gebäck aus Hanfsamen. Ob als Allheilmittel bei Schlafstörungen, als wertvoller Rohstoff in der Seefahrt oder robustes Material der Textilindustrie – die alte Kulturpflanze Hanf hat immense Bedeutung. Das Team um Stadtarchivarin Erika Dittrich kuratierte die Ausstellung „Hanf – ein besonderer Stoff“, die noch bis 24. Dezember im Heimatmuseum Seulberg (D) zu sehen ist. Eine der Ausstellungsmagneten dürfte sicher die aus Paletten gebaute Kifferhöhle sein.
Die Ausstellung widmet sich aber auch der schwierigen Verarbeitung von Hanf. Schwerste Handarbeit ist vonnöten, um das Widerspenstige geschmeidig und faserfein zu machen.
Wertvolle Hanffaser gewinnen
Seilermeister Nikolaus Eisserer aus Amstetten (Niederösterreich) verwendet für seine Seile den strapazierfähigen Hanf. „Diese Seile kriegt keiner mehr auf“, so Eisserer, dem die Kunst des Knotens bereits in die Wiege gelegt wurde. Schon seit 1902 wird im Hause Eisserer die Tradition des Seilknüpfens gepflegt und Nikolaus führt den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau in vierter Generation. „Es ist aber gar nicht so einfach, Hanf aus Deutschland oder Österreich zu bekommen“, erklärt er. Die meisten Bauern verwenden nur den oberen Teil der Pflanzen, die Stängel hingegen bleiben oft auf dem Feld liegen. Nun versucht er verstärkt mit Bauern zusammenzuarbeiten, um die Technik wiederzuerwerben, die wertvolle Hanffaser zu gewinnen.
Hanfbrot für Low Carb-Fans
Hanf ist vielseitig einsetzbar. Ernährungswissenschaftlerin Gerda Steinfellner hat gemeinsam mit dem Koch Roman Kerper ein Eiweißbrot entwickelt, das vorwiegend aus Hanf besteht. Ihre Motivation lag darin, ein Brot für Menschen zu entwickeln, die sich kohlehydratfrei (z. B. Atkins Diät oder Low Carb) ernähren. „Bei einem warmen Essen ist der Verzicht auf Brot meistens kein Problem“, erklärt Steinfellner, „aber bei einem kalten Essen fehlt einfach das Brot“. Für das Hanf-Eiweißbrot wird eine Backmischung zum selber backen angeboten. Mit Magertopfen und Eiern entsteht das glutenfreie, bekömmliche Eiweißbrot.
Weiterer Hanftipp
Seilkunst aus Hanf vom Feinsten ist noch bis Sonntag, 27. September 2015 auf der parallel Vienna zu sehen. Dort zeigt die Galerie Hinterland Arbeiten des aus dem Iran stammenden Kurden Vooria Aria.