Grünes Bauen ist längst kein Lippenbekenntnis mehr. Zahlreiche Architekten, Ingenieure, Städteplaner und Landschaftsarchi-tekten wissen um die Vorzüge des umweltbewussten, nachhaltigen und energieeffizienten Bauens Bescheid. Und immer mehr Planer setzen diese Werte auch in ihren Arbeiten um. Die besten Beispiele ökologischen Bauens werden in einem starken Compendium präsentiert. Es ist niemand geringerer als der bekannte Architekturautor Philip Jodidio, der diesen beiden „grünen“ Bänden seine Handschrift verleiht. Es ist eine einzigartige Sammlung der besten Beispiele ökologischen Bauens. Natürlich dürfen darin Projekte von Stars wie Frank Gehry, Norman Foster nicht fehlen. Doch glücklicherweise schläft in Sachen ökologischen Bauens die Konkurrenz nicht: Eine Reihe von vielversprechenden Newcomern zeigt, dass das Bewusstsein für ökologisches Bauen intensiver wird.
Dieses Bewusstsein lässt sich bei Kindern und Jugendlichen besonders einfach schüren. Auf den Dächern der freien Quäkerschule Sidwell Friends Middle Schook/Washington beispielsweise üben sich die Schüler als Gärtner. Hochbeete auf dem Dach bringen u.a. wichtige Erfahrungen für die Kinder, sind aber auch Teil des grünen Dachs, das Regenwasser sammelt. Teile der Außenmauern wurden mit Holz von recycelten Fässern gefertigt. Ein in das Gelände integriertes Feuchtgebiet soll Brauchwasser aus den Gebäuden aufbereiten, um das „Grauwasser“ künftig zu nutzen. Damit sinkt der Wasserbedarf aus städtischen Quellen um 94 Prozent.
Neben der „klassischen architektonischen Bauaufgabe“ kommt auch das Produktdesign nicht zu kurz: Das Lego-Greenhouse im Covent Garden/London von Sebastian Bergne zeigt ein Gewächshaus aus Lego-Steinen und definiert den Platz aus Steinen gebaut, völlig neu.
Die Verwandlung einer Hauswand in einen vertikalen Garten wird am Caixaforum/Madrid veranschaulicht. Patrick Blanc geht dabei der Frage nach „Brauchen Pflanzen Erde?“ In diesem Fall reicht die nötige Menge an Mineralien und Wasser, um die 24 Meter hohe Installation, bestehend aus 15.000 Pflanzen von 250 verschiedenen Arten ausreichend zu versorgen.
Grünes Bauen als Zufluchtsort
Wie der Samir-Kassir-Platz die jahrelang wütende Gewalt in Beirut überstanden hat, grenzt beinahe an ein Wunder. Der um zwei Feigenbäume herum geplante Platz sollte daher als echter Zufluchtsort für die Stadtbewohner werden. Vladimir Djurovic hat daraus einen heiteren und zurückgenommenen Platz gestaltet und wurde dafür mit dem Aga-Khan-Preis ausgezeichnet.
Eines meiner persönlichen Lieblingsprojekte ist die Petting Farm in Almere (Niederland). Der aus einer geschlossenen Holzfassade bestehende Kinderbauernhof hat keine Türen, sondern sechs Klappläden, zwei für Besucher und vier für die Tiere. Diese zwar einfache Holzkiste lebt förmlich, wacht täglich auf und geht jeden Tag schlafen – sie wie deren Besucher und Bewohner.
Diese zwei Bände machen Hoffnung, dass grünes Bauen kein Zeichen eines kurzlebigen Trends ist, sondern Ausdruck einer Haltung, die uns qualitätsvolle Lebensräume langfristig sichert.
100 Contemporary Green Buildings
Taschen Verlag
ISBN-10: 3836541912
ISBN-13: 978-3836541916
Foto (1): © Emilio P. Doitzua
Ecosistema Urbano, Ecoboulevard of Vallecas, Madrid, Spain
Foto (2): © Enrico Cano
Emilio Ambasz, Ospedale dell ’Angelo, Venice-Mestre, Italy