Regionale Lebensmittel werden auch in Finnland immer mehr zum Trend. Bislang ist der finnische Lebensmittelhandel gekennzeichnet durch eine hohe Konzentration zweier Lebensmittelketten – der S- und der Kesko-(K-)Gruppe – die gemeinsam fast ¾ des Markets abdecken. In beiden Ketten sind hohe Verfügbarkeit und garantierte Lieferfähigkeit eines der Hauptargumente für die Listung von Lieferanten. Anbieter regionaler Lebensmittel tun sich schwer überhaupt Platz in den Regalen zu finden.
Neuesten Umfragen (RISC Monitor Food Programme 2010) zufolge spielt es aber für 26% der finnischen Konsumenten durchaus bei der Kaufentscheidung eine Rolle, dass es sich um regionale Lebensmittel handelt. Deswegen wird erwartet,
dass der Markt für regionale Lebensmittel in den nächsten Jahren um durchschnittlich 6,3% pro Jahr wachsen könnte. Auch wenn heute rund 60% der finnischen Haushalte nur 10-40 EUR für regionale Lebensmittel ausgeben (gemäß einer Studie des Finnischen Innovationsfonds SITRA 2010) und sich der Markt auf rund 74 Mio EUR beläuft (2008), so wird erwartet, dass sich das Volumen an regionalen Lebensmittel bis zum Jahr 2015 verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen könnte (100-200 Mio EUR).
Diese Entwicklung bedingt aber auch Änderungen in der gesamten Wertschöpfungskette, beginnend von den lokalen Lebensmittelproduzenten bis hin zum Lebensmittelhandel. So sind anpassungsfähige Liefer- und Transportprozesse für die regionalen Lebensmittel genauso von Nöten, wie ein Großhandelsnetz für verderbliche Güter. Aber auch vertriebsseitig wird es zu Änderungen kommen müssen mit einer Renaissance kleinerer Lebensmittelhändler oder dem Entstehen regionaler Lebensmittel-Online-Vertriebsplattformen.
Auf dem Gebiet des Lebensmittelhandels ist auch schon ein wenig Bewegung in den Markt gekommen, von dem auch Anbieter regionaler Lebensmittel profitieren können. So hat sich mitten in Helsinki im Jahr 2009 der Eat & Joy Maatilatori (Der Bauernladen) vom Gründer Aki Arjola etabliert, der bereits über 2.000 organische und regionale Lebensmittel von mehr als 250 Produzenten anbietet. Mit Wachstumsraten über 30% hat sich das Konzept bereits bewährt und bietet mit einer kleinen Dependance am Flughafen von Helsinki auch abfliegenden Touristen den Geschmack finnischer Lebensmittel.
Eine weitere Erfolgsgeschichte stellt Anton&Anton dar, das erst 2011 mit dem „Retail Award“ ausgezeichnet wurde. 2008 hat sich die Gründerin Niina Hietalahti dem Konzept der Frische, der regionalen Produzenten und der Aufwertung des sozialen Miteinanders im Grätzel (Kiez) erfolgreich verschrieben, sodass bereits das zweite Geschäft (in Helsinki und Porvoo) eröffnet werden konnte.
Auch wenn es sich bei diesen Beispielen nur um einzelne Beispiele handelt, die im Kampf mit den Supermärkten bestehen müssen, so haben die beiden Ketten durchaus reagiert und überlegen ebenso, wie heimische Lebensmittel in das Sortiment integriert werden können und diesbezüglich auch einige Initiativen gestartet. Und somit bestätigt sich auch in Finnland: regionale Lebensmittel sind eine treibende Kraft für neue Entwicklungen im Lebensmittelhandel!
Photo 1: Maatilatori
Photo 2: Anton&Anton