„Viel Glück“ statt „Guten Appetit“ sollten sich die Leute vor dem Verzehr von Lebensmitteln wünschen. Damit weist der französische Agrar-ökonom Pierre Rabhi in dem Film „Good Food Bad Food“ auf den Einsatz von chemischen Giftstoffen in der Nahrungsmittelpro-duktion hin. Die Dokumentation wurde letzten Freitag im Rahmen einer Österreich-Premiere von „bio austria“ in Wien gezeigt. Der Film wirft die Machenschaften
der Nahrungsmittelindustrie auf, zeigt die Folgen der sogenannten grünen Revolution, wo chemische Düngemittel, Pestizide sowie gentechnisch verändertes Pflanzengut stark auf den Markt drängten und seit damals auf den Feldern eingesetzt werden. Die Folgen spiegeln sich in verheerenden Grund – und Bodenzuständen wieder, reichen bis zu gesellschaftlichen fatalen Entwicklungen, die im Selbstmord vieler Landwirte enden.
„Saatgut ist Leben“, die Industrie hat dieses Leben über weite Strecken fest im Griff: Sie ist es, die entscheidet, welches Saatgut verwendet werden darf. Es ist ein knallhartes Geschäft mit dem Geld: Die Landwirte zahlen dabei drauf, indem sie sich einer totalen Abhängigkeit unterwerfen, und der Konsument hat sich mit dem zu begnügen, was ihm vorgesetzt wird, weil eine Vielfalt in den Regalen unterbunden wird. Die französische Regisseurin Coline Serreau zeigt aber auch auf, wie der Weg aus der Krise aussehen kann: Ihre Lösung liegt in der Rückbesinnung auf Altbewährtes – nur so könnten die geknechteten Landwirte ihre Autonomie zurückbekommen. Dabei lässt sie Bauern, Agrarökonomen oder Umweltaktivisten zu Wort kommen, die immer die gleiche Meinung vertreten. Jene, die in diesem Film angeprangert werden, bekommen keine Möglichkeit der Rechtfertigung. Wer sich also Meinungspluralität oder unterschiedliche Ansätze in diesem Film erwartet, wird mehr als enttäuscht den Kinosaal verlassen.
Rund zwei Stunden lang wird ein Interview an das andere gereiht, diese werden durch kurze Sequenzen von landschaftlichen Eindrücken durchbrochen, gefilmt mit einer Handkamera, die teils unangenehme zittrige Aufnahmen hinterlässt. Man ermüdet schnell, und die Aufmerksamkeit schwindet.
Inhaltlich ist dieser Film zu würdigen, filmtechnisch geht diese Dokumentation allerdings daneben. Und das ist schade, denn gerade dieses Thema müsste breitenwirksamer aufbereitet sein und sich nicht nur an eine Handvoll Interessierter wenden, die sich ohnehin mit der Materie beschäftigt. Die Unkenntnis darüber, wie heute Lebensmittel entstehen, ist unter der Bevölkerung sehr groß. Jeder Film, jedes Buch, jedes Medium hat die Riesen-Chance einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten. „Good Food Bad Food“ erfüllt diesen Auftrag nur zu einem Teil, da er durch seine Machart eine Minderheit bedient.