Mit der grünen Bewegung wächst auch unser Bewusstsein, dass das derzeitige System der Fleischproduktion nicht nachhaltig ist. Vegetarier sagen das natürlich schon jahrzentelang, indem sie den Vegetarismus als Lösung für Probleme wie die Luft- und Wasser-verschmutzung, Desertifikation, die Emission von Treibhausgasen und schließlich für den Klimawandel sehen. Jetzt scheint es neue Alternativen zur traditionellen Fleischproduktion sowie zum althergebrachten Proteinverzehr zu geben. Katharina Hoff hat sich diese Möglichkeiten näher angesehen. Die Zubereitung von Insekten ist nichts Neues. In vielen Teilen der Erde stehen sie regelmäßig auf dem Speiseplan, und es ist fast komisch, dass noch niemand an die Heim-Produktion dieser wertvollen Proteinressource gedacht hat.
Die Käfermahlzeit
Wahrscheinlich verfüttern die meisten Menschen, die hierzulande Insekten halten, diese an ihre eigentlichen Haustiere, aber mit der schicken Insect Breeding Farm, kurz Farm 432, von Katharina Unger ist die eigene Aufzucht von Larven keine Hexerei mehr. Sie ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, neue Geschmackserfahrungen zu machen und die Vielfalt der vorhandenen Nahrungsmittel zu erkunden. Insektenrezepte (wie ihr Tomatenrisotto mit Larven) könnten Teil eines neuen Lifestyles werden. Hier ein Link zur fabelhaften Erfindung der Designerin:
Proteinriegel aus Heimchen
Die selbe Idee verfolgen auch Gabi Lewis und Greg Sewitz mit ihrem Müsliriegel, der unter anderem aus Grillenmehl besteht. Sie behaupten, dass Insekten die nachhaltigste und nahrhafteste Energiequelle überhaupt sind. Statt die Tierchen aber im Ganzen zu servieren, werden sie fein vermahlen und ganz nach dem Motto „Taste first“ mit Kokos, Mandelmus und Datteln in einen wunderbar schokoladigen Riegel verpackt. Das Rezept dazu lieferte der eigens engagierte Koch Kyle Connaughton. Die beiden jungen Herren haben auf ihrer Kickstarter-Seite durch Crowdfunding bereits genug Geld lukriert, um mit ihrem Exo-Riegel in Produktion gehen zu können. Hier geht’s zum interessanten Video.
Fleischproduktion aus dem Labor
Wem Insekten nicht so zusagen, der kann auch auf andere Weise zu einem nachhaltigen Burger kommen. Seit August wissen wir, dass man im Labor aus Stammzellen Fleisch heranzüchten kann. Der Versuch der Universität Masstricht in den Niederlanden hat fünf Jahre gedauert, und Tierschutzorganisationen sind begeistert. Bei der Verkostung gab es Lob für den Fleisch-Geschmack, jedoch der „Biss“ war nicht sehr zufriedenstellend. Nichtsdestoweniger hat diese neue und außerordentlich kostspielige Methode der Fleischproduktion eine Debatte über die Nachhaltigkeit derselben ausgelöst. Selbst wenn Fleisch aus dem Reagenzglas den Klimawandel positiv beeinflussen würde und den Welthunger beenden könnte, wer würde es mit gutem Gewissen kaufen?
Diese drei Arten der Proteinproduktion scheinen die Lösung für eine Vielzahl der Probleme auf der Welt zu sein. Ich persönlich würde aber bei der Wahl zwischen Insekten oder Stammzellenfleisch doch die dritte Option bevorzugen: Vegetarierin zu werden!
Photo: © Photocase/Boing
Die Autorin Katharina Hoff studiert in Wien, Kyoto und Hong Kong zum Thema „Food Culture und Hong Kong-Identitäten“.