Ein eigenes Häuschen und ein eigener Garten kommen auf einem Dreirad daher. Kein Gag, sondern eine spannende Antwort auf fehlenden privaten Landbesitz, gewaltige Immobilienpreise und skrupellosen Landraub. China hat einen raschen wirtschaftlichen Höhenflug hingelegt. Ein gewaltiger Bauboom setzte ein, ganze Städte wurden neu gebaut. Diese Entwicklung war natürlich auch Schattenseiten auf: Spekulationen, explodierende Immobilienpreise und Landraub stehen an der Tagesordnung. Es ist zwar mittlerweile möglich, Wohnungen zu kaufen, aber der Grundbesitz bleibt in der Hand des Staates. Seit Jahren wird über die Privatisierung von Grund und Boden diskutiert.
Wie der einzelne zu seinem eigenen Häuschen samt Garten kommt, zeigt das Tricyle House oder Dreirad Haus der People’s Architecture Office (PAO), eine Gruppe bestehend aus Architekten, Designern und Städteplanern. Ihr Wohn- und Gartengrundstück ist auf Dreirädern montiert. Das Rad-Haus mit Garten besitzt eine besondere Bauweise: Es wurde aus gefaltetem Kunststoff gebaut. Das Polypropylen ist noch dazu transluzent: Tagsüber wird der Innenraum vom Sonnenlicht beleuchtet, abends von den Straßenlaternen. Das Häuschen ist Akkordeon-förmig angelegt, sodass es mit anderen Tricyle-Häusern erweiterbar ist.
Dieses Projekt war ein Beitrag zur Designausstellung „Get it Louder“, die im November 2012 in Peking stattfand. Tricycle House ist – seinem Wesen nach – eine Notunterkunft, die leistbaren und nachhaltigen Wohnraum zur Verfügung stellt. Zur Einrichtung gehören Spüle und Herd, eine Badewanne, ein Wassertank und Möbel, die in Bett, Esstisch und Bank verwandelt werden können.
Der dazugehörige Dreirad-Garten kann mit Gras, aber auch mit kleinen Bäumen und Gemüse bepflanzt werden. Mehrere Gärten zusammen ergeben eine große öffentliche Grünfläche.
Das Rad-Haus mit Garten ist ein bemerkenswertes Projekt, das der Mensch bewegt und antreibt. Noch dazu ermöglicht ihm das Häuschen ein nahezu autonomes Wohnen.