Tim Murphy zieht zufrieden eine Knoblauchknolle aus dem Boden. Rund um ihn wachsen Tomaten, Salat, Melanzani, Rettich, Kohl und Basilikum. Über 30 verschiedene Gemüsesorten werden hier auf 25.000 Quadratmetern in Bio-Qualität angebaut. Was diesen Garten zu etwas Besonderem macht, ist seine Lage – denn er befindet sich auf dem Dach eines Lebensmittelgeschäfts in Kanada – ein Gemüsegarten auf dem Supermarkt.
Das Gemüse auf dem Supermarkt wird nicht, wie meist bei Dachgärten, hydroponisch, also rein in Wasser gezogen, sondern in Erde, und das erlaubt die Bio-Qualifizierung. Da die Beete aber situationsgegeben sehr flach sind, können nur ganz spezifische Sorten angebaut werden. Wurzelgemüse sind, laut Tim Murphy (Projektleiter und städtischer Gärtner bei Green Roof), leider nicht möglich.
Regionaler geht’s nicht mehr
IGA Extra Famille Duchemin ist das erste Lebensmittelgeschäft Kanadas, das Produkte verkauft, die auf seinem eigenen Dach gewachsen sind. Richard Duchemin, einer der Besitzer, sagt, dass die Menschen gerne regionale Lebensmittel kaufen und regionaler als bei ihm ginge es fast nicht mehr. Das Gemüse wird täglich frisch geerntet und sofort ins Geschäft gebracht.
Der Verkaufspreis liegt bei vergleichbaren Bioprodukten, obwohl die Produktionskosten etwas höher sind. Aber dafür senkt das begrünte Dach aufgrund der extra Isolierung die Energiekosten des Supermarkts. Und es gibt noch weitere Vorteile für die Umwelt. Der Garten wird mit Wasser aus dem Entfeuchtungssystem des Geschäfts bewässert, welches sonst ungenutzt versickert wäre.
Neuer Lebensraum für Vögel und Insekten
Die vielen Beete bieten neuen Lebensraum für Vögel und Insekten. Für die Bienen wurden acht Bienenkörbe aufgestellt und der daraus gewonnene Honig wird auch im Supermarkt verkauft. Aber nicht alle Insekten sind willkommen. Schädlinge versucht Tim Murphy mit biologischen Waffen zu bekämpfen und pflanzt Blumen, deren Geruch Käfer abstößt. Für Menschen scheint der Duft nicht so unangenehm zu sein, deshalb wird man bei IGA Extra Famille Duchemin in nächster Zeit auch Schnittblumen vom Dach kaufen können.
Noch ist der Gemüsegarten auf dem Supermarkt ein Pilotprojekt, aber sollte es ein Erfolg werden, gibt es schon weitere Interessenten, die ihren Kunden das regionalste aller Gemüse bieten wollen.