Wie ist es um die Nachhaltigkeit in den einzelnen europäischen Ländern bestellt? Welche Länder bevorzugen regionale Lebensmittel oder Bio-Lebensmittel? Jeden Montag wird sich überLand ein europäisches Land genauer ansehen und Antworten auf diese Fragen suchen. Heute beginne ich mit einem Land, das wir unter anderem als Urlaubsland sehr schätzen: Bella Italia ist nicht nur der Inbegriff von hoher Kultur und traumhaften Renaissancestädten, sondern hat sich zu einem wahren Musterschüler – was die Produktion von regionalen Lebensmitteln oder Bio-Lebensmitteln betrifft – gemausert.
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Märkte
Wann ist ein Lebensmittel regional?
In Deutschland sorgten die erst publizierten Ergebnisse der Zeitschrift Öko-Test zum Thema „Regionale Lebensmittel“ für Wirbel. Getestet wurden 53 Produkte mit regionalem Bezug, doch nur 14 wurden als „echte regionale Lebensmittel“ eingestuft. So gibt es eben noch keinen Bananen-Nektar aus Bayern oder einen Apfelessig mit Mango in Baden-Württemberg. Die Testergebnisse zeigten, Mehr lesen
Alte Rassen suchen Bauer
Wenn Sie als ökologischer Landwirt oder Bio-Landwirt auf der Suche nach geeigneten Bauernhoftieren sind, dann könnte die folgende Veranstaltung spannend für Sie sein. Auf der Gästeliste haben sich interessante Persönlichkeiten eingetragen: Die dunkle Biene wird da sein, das Appenzeller Spitzhaubenhuhn und das Wollschwein ebenso, auch das Rätische Grauvieh sowie 22 weitere seltene Nutztierrassen nehmen an einer Schau der besonderen Art teil. Am 1. und 2. Oktober veranstaltet die ProSpecieRara eine Tier-Expo, die das Interesse an seltenen Tierrassen fördert.
Die Erhaltung alter Nutztierrassen hat nichts mit Liebhaberei zu tun, sondern ist notwendig, um einen großen Pool an Rassen und damit an genetischen Informationen zu erhalten. Das 1982 gegründete ProSpecieRara, eine Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren, macht mit seinen Initiativen auf das Aussterben von Nutztierrassen aufmerksam. Allein in der Schweiz existieren heute nur mehr 20 Prozent von 151 bekannten Pferde-, Rinder-, Schweine-, Schaf- und Ziegenrassen. Der weltweite Trend sieht noch ärger aus: pro Monat stirbt eine Nutztierrasse aus. Damit es nicht soweit kommt, holt die Tier-Expo die seltenen Rassen vor den Vorhang und ermöglicht ein erstes Kennenlernen.
Schon in den 1980er Jahren konnten durch die Initiative von ProSpecieRara z. B. die Stiefelgeissen gerettet und eine Population mit Hilfe beteiligter Landwirte aufgebaut werden. Hin und wieder taucht auch eine vermeintlich ausgestorbene Rasse wieder auf, wie vor 5 Jahren die Kupferhalsziege.
In Österreich setzt sich die Arche Austria, der Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen, für gefährdete Bauernhoftiere ein. Am 28. und 29. September findet ein Informationsseminar über Vermarktung und Vermarktungschancen seltener Rassen statt. In Deutschland informiert die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen, GEH. Unter den zahlreichen Veranstaltungen ist am 2. Oktober, der Tag der alten Haustierrassen im Oberpfälzer Freilandmuseum hervor zu heben.
„Noch vor 40 Jahren hätte niemand geglaubt, dass einst eine Ziege gefragt sein könnte, die zwar nicht so viel Milch und Fleisch gibt, aber dafür sehr extensiv gehalten werden kann“, so Philippe Ammann von ProSpecieRara. Heute, wo viele Betriebe im Nebenerwerb laufen, wo Almen dennoch abgeweidet werden müssen, ist eine Ziege wie die Stiefelgeiss z. B. wieder sehr beliebt geworden.
Gerade in Zeiten, in denen die Gentechnik die Landwirtschaft in vielen Teilen der Welt in den Würgegriff zu nehmen droht, in denen einzig hohe Produktionszahlen den bäuerlichen Alltag bestimmen, ist ein Gegentrend wie die Erhaltung der Pflanzen- und Tiervielfalt unerlässlich.
Mehr Informationen zur Tier-Expo auf ProSpecieRara, die von 1. bis 2. Oktober 2011 stattfindet.
Ort: Vianco-Arena, 5505 Brunegg
Photo (1): Appenzeller Spitzhaube; ProSpecieRara
Biene sticht Goliath
Bienen sind als friedliebende Tierchen bekannt. Hin und wieder zeigen sie aber ihren Stachel und stechen zu. So geschehen vor wenigen Tagen. Gentechnik-Gigant Monsanto hat den Stachel in Form des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 6. September zu spüren bekommen. Danach darf Honig keine Zutaten enthalten, die aus gentechnisch veränderten Organismen hergestellt wurden, wenn diese in der EU nicht als Lebensmittel zugelassen sind. Dazu zählt der verunreinigte Pollen, der im Honig des klagenden Imkers gefunden wurde. Mit diesem Richterspruch müsse kein Imker mehr in dem von ihm produzierten Honig Gentech-Pollen und kein Verbraucher gentechnisch verunreinigten Honig akzeptieren. „Das Urteil stärkt die Position von Imkern und Konsumenten, die sich nicht der Wirtschaftsmacht internationaler Saatgutkonzerne beugen“, so der Bioland-Präsident Jan Plagge. Mit dem Urteil haben Imker nun einen Anspruch auf Entschädigung, wenn ihr Honig mit gentechnisch veränderten Pollen verunreinigt ist.
Und das ist mehr als begrüßenswert, waren doch in der letzten Zeit die Imker und Bauern die blöden. Sie wurden zur Kassa gebeten, wenn sich gentechnisch veränderte Organismen im Honig, in ihren Produkten fanden oder auf ihren Feldern verbreiteten. Das wohl bekannteste Beispiel ist der kanadische Landwirt Percy Schmeiser. Auf seinen eigenen Rapsfeldern wuchs gentechnisch veränderter und patentierter Raps von Monsanto, der von Schmeiser nicht selbst ausgesät wurde. Schmeiser nutzte diese gentechnisch veränderten Pflanzen für die Wiederaussaat. Deswegen wurde er von Monsanto wegen Patentverletzung verklagt. Für seinen Widerstand gegen Monsanto und die Grüne Gentechnik wurde Schmeiser 2007 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Ob der Richterspruch des EuGHs vom 6. September bedeutet, dass künftig viele Importhonige mit nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen aus den Regalen der europäischen Lebensmittelmärkte verschwinden werden, wird die Zukunft zeigen. Eines kam mit dem Urteil aber klar rüber: Auch gegen Monsanto ist ein Kraut gewachsen.
Der Imker Timo Bablok entfernt Bienenvölker wegen den Anbau von Genmais in der Nachbarschaft
Photo: Timo Bablok
Teller statt Tonne: Über den Wert der Lebensmittel
Im Müll statt auf dem Teller landen bei uns zu viele Lebensmittel. In Deutschland sind es bis zu 20 Millionen Tonnen, die jährlich weggeworfen werden. „Teller statt Tonne“ heißt die Aktion gegen Lebensmittelverschwendung, die am 10. September in Berlin stattfinden wird, eine Woche später in Stuttgart. Die Aktion soll nicht nur auf das negative Verbraucherverhalten hinweisen, sondern es werden auch Alternativen gezeigt. überLand sprach mit einem der Aktivisten von „Teller statt Tonne“, Hendrik Haase.
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Regionale Lebensmittel im Markt der Zukunft
Regionale Lebensmittel stehen hoch im Kurs. Meistens sind sie im Hofladen ums Eck, in gut sortierten Lebensmittelgeschäften oder im Biomarkt zu haben. Letzterer hat längst einen Imagewandel durchlebt. Sowohl die Kunden als auch das Aussehen dieser Märkte haben sich entscheidend geändert. Bestand früher die Mehrzahl der Käufer aus Birckenstock Trägern in selbst gestrickten Wollpullovern, ist das Aussehen der heutigen Klientel nicht mehr so einfach zuordenbar. Die Läden selbst waren voll geräumt mit Vollholzmöbeln, deren schweres Äußeres die Kundschaft zu erdrücken drohte. Es reichte, gesundes Essen zu verkaufen. Gesund musste nicht auch optisch ansprechend sein.
Ganz anders der Biomarkt von heute: Er stellt nicht nur seine gesunden und regionalen Lebensmittel in den Mittelpunkt, sondern schafft ein Umfeld, das architektonisch einzigartig ist, wie der jüngste Entwurf der Architektengruppe SPAN (Matias del Campo & Sandra Manninger) beweist. Die Architekten planen eine futuristische Marktlandschaft, in der das dargebotene Obst und Gemüse einen ganz natürlichen Bestandteil des Innenraums darstellt. Weiters schaffen sie von diesem Markt aus einen fließenden Übergang zum angrenzenden Naturschutzgebiet, wodurch das Thema Natur doppelte Bedeutung erfährt.
Interessierte Käufer aus Amstetten (Niederösterreich) und Umgebung können schon in einem Jahr in diesem Biomarkt ihre regionalen Schmankerln (Köstlichkeiten) erwerben. Ein bemerkenswertes Projekt: Es spiegelt den Wert von regionalen Lebensmittel in Form einer einzigartigen Architektur wieder. Und es beweist, dass Äpfel, Kartoffel und Tomaten auch was ganz besonderes sein können. Bitte mehr davon auch in den großen Städten!
Entwurf und Abbildung: SPAN (Matias del Campo & Sandra Manninger)
www.span-arch.com
Scarnuz Grischun: Zu Gast im Hofladen der Irma Caveng
Die Journalistin Iris Meder war für über_Land in der Schweiz unterwegs. Dort besuchte sie den Hofladen der Irma Caveng in Castrisch/Graubünden, wo das gemeinsame Vermarkten der regionalen Lebensmittel im Vordergrund steht.
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Zum Tag der Paradeiser
Um Punkt elf Uhr startet am Mittwoch der letzten Augustwoche im spanischen Buñol (Region Valencia) die Tomatina. Eine ganze Stunde bewerfen sich Tausende aus aller Welt mit überreifen Tomaten, suhlen sich in den sich bildenden Flüssen der Tomatensauce und lassen ganz einfach die Sau – äh Tomate – raus.
So ausschweifend geht es heute, am Tag der Paradeiser (das ist der ostösterreichische Begriff für Tomate) in Österreich freilich nicht zu. In einer beschaulicheren und ruhigeren Weise lässt man das Lieblingsgemüse der Österreicher hochleben.
Laut Statistik Austria liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch
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Gesundes Essen hat Zukunft
Auf „Radio China International“ habe ich neulich von dem Shanghaier Diplomanten Wu Heng gelesen, der mit anderen Leuten Berichte über unsichere Nahrungsmittel sammelt und sie auf einer Webseite veröffentlicht. Damit will er die Aufmerksamkeit der Regierung auf das Thema Lebensmittel- sicherheit und gesundes Essen lenken. Es geht ihm darum, Menschen von der Straße zu ermutigen, die Missstände in China nicht länger einfach nur hinzunehmen.
Ich finde dieses Engagement höchst bewundernswert und habe mir überlegt, ob es Vergleichbares auch bei uns gibt. In Österreich und der Schweiz wurde ich nicht fündig. Aber in Deutschland gibt es was Neues, das durchaus in die Richtung von Wu Heng geht. Mehr lesen
Finnland: Regionale Lebensmittel auf Erfolgskurs
Regionale Lebensmittel werden auch in Finnland immer mehr zum Trend. Bislang ist der finnische Lebensmittelhandel gekennzeichnet durch eine hohe Konzentration zweier Lebensmittelketten – der S- und der Kesko-(K-)Gruppe – die gemeinsam fast ¾ des Markets abdecken. In beiden Ketten sind hohe Verfügbarkeit und garantierte Lieferfähigkeit eines der Hauptargumente für die Listung von Lieferanten. Anbieter regionaler Lebensmittel tun sich schwer überhaupt Platz in den Regalen zu finden.
Neuesten Umfragen (RISC Monitor Food Programme 2010) zufolge spielt es aber für 26% der finnischen Konsumenten durchaus bei der Kaufentscheidung eine Rolle, dass es sich um regionale Lebensmittel handelt. Deswegen wird erwartet,
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