Wie ein Schweinebauer, ein Fleischer und zwei junge Kreative zusammen-kommen und wie sie voneinander profitieren, davon handelt die folgende Geschichte. Wo das passiert? Im Waldviertel! Dort sind Schweine noch hin und wieder in Freilandhaltung zu sehen. Mit 57 Jahren hat Gerhard Bergmaier nochmals ordentlich durchgestartet. Wenn auch nicht ganz freiwillig. Die Firma, für die er lange tätig war, hat sich von ihm verabschiedet. Seine Hände wollte er deswegen noch lange nicht in den Schoß legen, denn zum Ausruhen hat er später noch genug Zeit. So beginnt Bergmaier Schweine zu züchten. Nicht irgendwelche, sondern die in Österreich sehr selten gewordenen Turopolje-Schweine. Anfangs legt er zigtausende Kilometer mit dem Auto zurück, um geeignete Tiere einzukaufen.
Heute beleben die Turopolje Schweine beim Neo-Schweinezüchter ein Freilandgehege. Aufgrund ihrer Robustheit eignen sich die Tiere für diese Haltungsform besonders gut. Bergmaier legt großen Wert auf die entsprechende Fütterung, denn sie sollen – anders als in der Massentierhaltung – langsam wachsen. Und erst mit zwei Jahren sind die Turopolje Schweine ausgewachsen. „Mais bekommen sie überhaupt keinen, denn davon wird das Fett nur gelb“. Das täte der Fleischqualität einen Abbruch. Weiß und fest ist hingegen das Fett der Turopolje. Und auch die Schlachtung, die im Nachbarort stattfindet, muss stressfrei ablaufen. Alles andere würde die Qualität mindern.
Noch etwas weiter östlicher liegt die entzückende Kleinstadt Gars am Kamp. Vielen noch als Willi Dungls Gesundheitsstadt in Erinnerung. In letzter Zeit ist es ruhiger um Gars geworden. Hier ist Roman Schober als Fleischhauer tätig. Er hat einige Jahre in der Fleischindustrie gearbeitet, „was mir gar nicht gefallen hat“, erzählt er. Sowie Bergmaier hat sich Schober neu ausgerichtet, übernahm den elterlichen Betrieb und positionierte sich als Bio-Wurstmanufaktur für Turopolje-Schweine, und einer weiteren alten Rasse, dem Waldviertler Blondvieh. Diese bodenständigen Kühe eignen sich ebenfalls sehr gut für die extensive Freilandhaltung, sind genügsam und haben sich bestens an die klimatisch rauen Waldviertler Bedingungen angepasst. In der Burgruine von Gars lässt Schober im alten Felsenkeller seine Produkte natürlich reifen. Dadurch erhalten sie einen unverwechselbaren Geschmack.
Kreativer Start Up
Das Fleisch aus dem Supermarkt hatten Gregor Einetter und Miriam Strobach schon lange nicht mehr gekauft. Auf ihrer Suche nach gut schmeckendem und bestens verarbeitetem Fleisch machten sie die Erfahrung, dass es in der Stadt schwierig geworden ist, Produkte von vertrauens- und unterstützungswürdigen Adressen zu bekommen. Zudem sind sie überzeugt, dass Fleisch kein Billigprodukt sein kann, sondern nur ein Zeichen dafür, dass jemand zu kurz gekommen ist: Entweder die Handelskette, die Tiere oder die Fleischqualität. Sie gründeten kurzerhand mit Fleischer Roman Schober und rund 30 Biolandwirten vom Verein Turopolje Blondvieh-Waldviertel die Online Plattform Porcella. Darauf kann der Kunde Fleischraritäten aus der Bio-Landwirtschaft online bestellen.
Gerade wenn es um Transparenz und Nachvollziehbarkeit geht, muss der Konsument dem Handel blind vertrauen. Bei Porcella sieht der Kunde nicht nur den Unterschied, sondern er schmeckt ihn auch.
Fotos(2): © Porcella
Vielen Dank für diese interessante Fleischbezugsquelle!