Mit 34 Jahren führt sie heute einen Betrieb, der weit über die Region hinaus für seine Kürbisse bekannt ist. Das passt perfekt zur gruseligen Halloween-Zeit, da die Produkte von Valentina Zehetbauer als Dekoration besonders beliebt sind. Aber ihr Weg in die Landwirtschaft war nicht vorgeplant. Valentina hatte ursprünglich ganz andere Pläne: Sie wollte nicht auf dem Acker, sondern im Operationssaal arbeiten.
Nach einem gescheiterten Aufnahmetest in Medizin nahm Valentinas Lebensweg eine spannende Wendung. Sie entschied sich, an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Phytomedizin, die Wissenschaft von den Krankheiten und Beschädigungen der Pflanzen, zu studieren – eine Entscheidung, die sie nie bereute. Der Kontakt zu ihren ProfessorInnen hält bis heute an, und ihr Hof wird regelmäßig von Studierenden besucht, die von ihrem Wissen und ihrer Erfahrung profitieren.
Der familiäre Hintergrund: Tradition trifft auf Innovation
Als Einzelkind wurde Valentina nicht gezwungen, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, doch während ihrer Studienzeit entschied sie sich bewusst für diesen Weg. Bereits als Kind half sie regelmäßig in der Landwirtschaft mit. Große Urlaube waren in den Sommermonaten selten, denn dann gab es auf dem Hof immer viel zu tun.
Der landwirtschaftliche Betrieb hat eine lange Geschichte. Valentinas Vater hatte mit dem Kürbisanbau begonnen, nachdem zuvor Kühe und Pferdezucht das Bild des 120 Jahre alten Hofes prägten. Ein Wendepunkt kam, als der Vater begann, Kürbissamen aus Amerika zu importieren – vor allem für die damals in Österreich noch ungewöhnlichen Halloween-Kürbisse. Valentina erinnert sich an eine besondere Episode aus ihrer Jugend: „Als ich in die 2. Klasse Gymnasium ging und etwas Englisch konnte, bat mich mein Vater, die Produzenten in Amerika anzurufen und die Konditionen auszuhandeln.“ Mit Mut griff die junge Valentina zum Hörer – eine erste Lektion in Verhandlungen, die ihr heute im Umgang mit Großeinkäufern zugutekommt.
Kürbis auf dem Teller: Valentinas Liebe zur eigenen Ernte
Valentina und ihre Familie genießen die Früchte ihrer Arbeit nicht nur beruflich, sondern auch privat. Ihre Kürbisse landen regelmäßig auf dem eigenen Esstisch, und im Laufe der Jahre hat sie eine Sammlung von Lieblingsrezepten zusammengestellt, die sie zusammen mit den Kürbissen verkauft. Von Kürbissuppe über gebackenen Kürbis bis hin zu raffinierten Kürbisdesserts wie dem süßen Muskatstrudel – ihre Rezeptideen sind bei den Kunden besonders beliebt. Im Oktober, während der Erntezeit, wird im Haus Zehetbauer viel Kürbis gegessen. Doch gegen Ende des Jahres, im Dezember, stellt sich bei Valentina dann doch eine gewisse Kürbismüdigkeit ein – was nach den intensiven Erntemonaten kein Wunder ist!
Süßkartoffeln und das Klima: Wie Valentina die Zukunft gestaltet
Der Kürbisanbau blieb nicht Valentinas einziges Standbein. Mit ihrem Betrieb erweiterte sie das Sortiment um Süßkartoffeln, die sich als ideale Kultur für das zunehmend trockenere Marchfeld herausstellten. „Süßkartoffeln brauchen weniger Wasser als normale Kartoffeln, und Hitze macht ihnen nichts aus. Perfekte Bedingungen also für unsere Region“, erklärt sie. Einzige Herausforderung: Die empfindlichen Pflanzen dürfen erst nach den Eisheiligen, also Mitte Mai, in die Erde, da sie keine Kälte vertragen.
Anfangs war der Markt hart umkämpft. „Man musste so schnell wie möglich wachsen, um bestehen zu können“, berichtet sie. Mittlerweile hat sich der Markt beruhigt, doch die Nachfrage nach der süßen Knolle steigt weiter. Mit rund 100 Hektar Land bewirtschaftet Valentina Zehetbauer einen beachtlichen Betrieb. Ihre Eltern, die eigene Betriebe führen, arbeiten eng mit ihr zusammen. Unterstützung erhält sie auch von ihrem Partner, einem Juristen, der sich selbst scherzhaft als „landwirtschaftlicher Helfer“ bezeichnet.
Flops und Erfolg: Was UnternehmerInnen ausmacht
Valentina Zehetbauer ist eine Frau mit klaren Visionen und einem starken Willen. Sie setzt ihre Pläne entschlossen um und beweist dabei Handschlagqualität. Doch wie jede Unternehmerin kennt auch sie Rückschläge. Eines ihrer ambitionierten Projekte war die Entwicklung eines Kürbisses mit rosafarbener Schale, gewidmet der Pink-Ribbon-Kampagne zur Brustkrebsfrüherkennung. Sie wollte diesen Kürbis im Supermarkt lancieren: „Leider waren wir damals zu früh dran“, reflektiert sie. Ein Flop, der ihr jedoch nicht den Mut nahm – im Gegenteil, er bestärkte sie darin, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.
Blick in die Zukunft: Neue Ideen für den Betrieb
An Ideen mangelt es Valentina Zehetbauer nicht. Die Marke „Dolce Rosa“, die sie für ihre Süßkartoffeln gegründet hat, ist nur der Anfang. Was die Zukunft bringt? Eines ist sicher: Valentina wird auch weiterhin fleißig ackern – und vielleicht spukt schon die nächste große Idee in ihrem Kürbisfeld, passend zu Halloween!
Rezept: Ofen-Muskatkürbis – Einfach & Köstlich
Wenn du auf der Suche nach einem einfachen, aber besonders aromatischen Kürbisgericht bist, dann ist dieser Ofen-Muskatkürbis genau das Richtige. Der Muskatkürbis hat einen leicht nussigen Geschmack, der an Maroni erinnert, und ist perfekt für herbstliche Gerichte. Hier ein Rezept, das im Rahmen der Betriebsführung serviert wurde:
Zutaten:
- 1 Muskatkürbis (mit Schale)
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
- 1 TL Chiliflocken
- 2-3 EL Olivenöl
Zubereitung:
- Den Kürbis gründlich waschen und in Spalten schneiden, die Kerne dabei entfernen. Die Schale kann dranbleiben.
- Die Kürbisspalten auf ein Backblech legen und mit Salz, Pfeffer und Chiliflocken würzen. Anschließend mit Olivenöl beträufeln.
- Den Backofen auf 200°C (Ober- und Unterhitze) vorheizen und die Kürbisspalten ca. 20 Minuten backen, bis sie leicht gebräunt und weich sind.
- Herausnehmen und direkt genießen.
Einfach, schnell und besonders köstlich – genau das richtige Rezept für Kürbisfans!
Der Besuch im Betrieb „Zürbiserei“ von Valentina Zehetbauer in Orth an der Donau (Niederösterreich) fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „After Work am Bauernhof“, initiiert und organisiert vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL), statt.