Bio-Lebensmittel oder regionale Lebensmittel oder doch eher Produkte konventioneller Erzeugung – die Entscheidung ist für den Konsumenten nicht immer einfach. Erschwert wird sie zudem, wenn Krankheitserreger auf Lebensmitteln nachge-wiesen werden. Die EHEC-Bakterien sind derzeit leider ein aktuelles Thema. Anfangs wurden noch Bio-Gurken aus Spanien beschuldigt, die Krankheit ausgelöst zu haben. Zwar fanden sich darauf EHEC-Bakterien , diese lösten aber nicht die Krankheit aus.
Bei Online-Schalten dieses Artikels konnte die Herkunft dieser aggressiven Bakterien noch nicht festgestellt werden.
Die EHEC-Epidemie ist für Europas Landwirt-schaft alles andere als ein positiver Werbeträger. Die Konsumenten sind stark verunsichert, allzu schnelle Schuldzuweisungen münden in argen Streitigkeiten zwischen Deutschland und Spanien, mittlerweile hat Russland schon ein Importverbot für EU-Gemüse verhängt. Europas Gesundheitspolitiker haben alle Hände voll zu tun, um den Auslöser für die Erkrankung zu finden. Vor diesem Hintergrund fragte überLand bei jenen nach, die von diesen Negativ-Schlagzeilen am meisten betroffen sind, bei den Produzenten. Wie schätzen die Landwirte selbst die derzeitige Situation ein? (Anm.: EHEC, enterohämorrhagische E. coli –Bakterien, hat nichts mit der Art und Weise der Produktion zu tun. Es ist dabei nicht ausschlaggebend wie die Erzeugnisse produziert wurden ob es sich nun um Bio-Lebensmittel, um regionale Lebensmittel oder um konventionelle handelt.)
Die Bioprodukte seien durch die EHEC-Debatte nicht unten durch; die Landwirtin Angelika Raidl meint, man solle doch die Panik hinter sich lassen: „Schauen wir doch, dass die Wertschöpfung in unserer Region bleibt“. Damit könne der Konsument seinen Bauern „kennen“ und auch „schmecken“ lernen. Der direkte Kontakt zum Konsumenten ist auch für die Ziegenkäseproduzentin Monika Liehl besonders wichtig: „Gut, sauber und fair, das bedeutet nicht um jeden Preis Bio“; für Liehl müssen die Produkte eine hohe Qualität aufweisen, ökologisch verträglich sein und weiters „faire Bedingungen und Preise“ gegenüber Produzenten und Endverbrauchern aufweisen. Liehl hat den „Markt der Erde“ in Parndorf (Burgenland) initiiert. Hier verkaufen 15 regionale Produzenten aus einer maximalen Entfernung von 40 Kilometer zweimal im Monat ihre Erzeugnisse.
Produkte also mit einem „Gesicht“. Für Richard Fohringer von Richis Chilifarm gibt es nichts Schlimmeres als Erzeugnisse mit dem Aufdruck „Hergestellt für …“ ohne Bezug auf die Herkunft der Produktion und der verwendeten Rohstoffe. „Nachhaltig, regional und transparent“, fasst Fohringer zusammen.
„Es wird Zeit, dass endlich das große Umdenken kommt – warum brauche ich im Februar Gurken? Warum im Jänner Erdbeeren?“ Claudia und Werner Köstinger vom Bio-Ziegenhof Köstinger empfehlen, auf heimische und saisonale Produkte zurück zu greifen, dann gehe es der heimischen Wirtschaft besser und die Gefahr, irgendwelche Keime einzuschleppen, verringere sich dadurch.
Dass derzeit überhaupt spanische Gurken mit tausenden Transportkilometern in unseren Breiten angeboten werden, wo doch hierzulande Gurkensaison ist, widerspreche dem Gedanken der Nachhaltigkeit, meint Pauline Trausnitz, Geschäftsführerin der Salzburger Gärtner und Gemüsebauern. Die Salzburger Bauern sehen die EHEC-Diskussion als große Chance für die regionale Gemüseproduktion.
Abseits vom Wirtschaftlichen interessiert mich als Konsumentin nur eines: Ich möchte drauf vertrauen können, dass die Lebensmittel genießbar sind und frei von gefährlichen Stoffen. Das muss im Bioladen genauso selbstverständlich sein wie im Supermarkt oder im Diskonter. Das muss in Spanien ebenso selbstverständlich sein wie in Finnland. Das muss für Bio-Lebensmittel genauso zutreffen wie für regionale Lebensmittel oder für Produkte aus konventioneller Erzeugung.
Interessant ist die Tatsache, dass Spanien zwar Untersuchungen bei den Produzenten angekündigt hat, aber bis jetzt keine Ergebnisse oder Hinweise vorliegen. Selbst auf den Homepages der zuständigen Ministerien, sind keine weiterführenden Informationen zu finden. Mag der Mangel an Untersuchungsergebnissen vielleicht daran liegen, dass zwei Drittel der Gurken exportiert werden und nur ein Drittel in Spanien konsumiert wird? Das Ganze für Spanien also nur ein wirtschaftliches Problem darstellt, indem jetzt Entschädigungszahlungen eingefordert werden?
Aus Konsumentensicht bleibt nur eine entscheidende Frage über: Wie ist es um die Lebensmittelkontrollen innerhalb der EU bestellt? Die EHEC-Bakterien sind heuer nicht das erste negative Thema, mit dem sich die Europäische Union auseinander setzen muss. Vor nur wenigen Monaten erschütterte der Eierskandal die Medien, wo Dioxin verseuchtes Futtermittel der Auslöser war. Nun verursachen EHEC-Bakterien eine schlimme Krankheit, die bereits Tote forderte. Höchste Zeit also, das Vertrauen in die Lebensmittelproduktion zu stärken. Und das wird nur über mehr Transparenz und Kontrollen – sowohl beim Produzenten als auch beim Händler – funktionieren.
Ich bin für Regiaonal! Das ganze BIO gedudel geht mir echt auf den Sack. Mit dem Wort Bio werden Trends verkauft und keine Lebensmittel.
Gruß
Buntbarsch – Der Grüne
Da ich selbst in der Landwirtschaft arbeite und damit aufgewachsen bin sehe ich das momentane Problem in der unterschiedlichen Ausführungen von Lebensmittelkontrollen an Bauernhöfen innerhalb der EU. Österreich wird streng kontrolliert, leider kann es auch zur Farce werden wo es nicht um das Lebensmittel sondern um Punkt und Beistrich geht. Aber das ist Österreich. Ich behaupte dass die Regeln in der EU zwar recht gleich sind aber die Umsetzung der Kontrollen in Ländern wie Spanien oder Italien mangelhaft sind. Das ist Tatschache. Deshalb bin ich NICHT für mehr Kontrollen, ich bin Antibürokrat, sondern für eine Angleichung der Regeln innhalb der Gemeinschaft. Schauen wir mal auf die Etiketten in den Großmärkten: ein Bio Import aus China, etc, den nehme ich sowieso nicht ernst.
@ Mr. Buntbarsch – Das Problem ist dass Bio genauso in Masse produziert werden kann. Die Richtlinien ermöglichen dies. Trotzdem geht es wohl nicht besser wenn Bio & Regional. Bitte mal beim Bauern vorbeischaun und sich zeigen lassen wie die Produkte hergestellt werden und ganz wichtig, wo die Tiere leben, bzw. wo die Pflanzen wachsen. So einfach ist das. Dann ist der Bezug der immer mehr verloren geht wieder wieder ein wenig hergestellt.