Martin Hoi ist ein prämierter Kraftsportler und mehrfach ausgezeichneter Guinness-Weltrekordhalter. Nicht nur bei seinen sportlichen Aktivitäten gewinnt der Kärntner Preise, sondern auch als Kleintierzüchter konnte er sich einen Namen machen. Seine letzte Züchtung – das Mittelkärntner Nackthalshuhn – ist zwar keine anerkannte Rasse nach dem RÖK, aber sie gehört zu einer der ältesten Hühnerrassen der Welt.
Warum sind Sie Züchter geworden?
Martin Hoi: Ich halte Tiere zur Eigenversorgung sozusagen “hinterm Haus“ und das seit mittlerweile 33 Jahren. Als 10jähriger habe ich mit dem Halten von Geflügel begonnen, mitten in der Stadt Klagenfurt.
Gegenüber meinem Elternhaus entstand eine immer größer werdende Siedlung mit 12stöckigen Hochhäusern. Probleme mit Hahnengekrähe gab es zwar nie, auch nicht wenn mal eine Glucke mit ihren Jungen die Grünflächen der Siedlung besuchten. Jetzt wohne ich sehr ländlich umgeben von Äckern, Wiesen und Wäldern.
Und dort züchten Sie jetzt Ihre Hühner. Warum ausgerechnet Nackthälse?
Martin Hoi: In meiner Kindheit hatte jede größere Landwirtschaft frei laufende Hühner mit mehreren Hähnen und darunter waren meistens auch ein paar Nackthalshühner sowie Zwerghühner, ein buntes Bild. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Bild völlig geändert. Hybriden in braun, schwarz und gestreift, eingezäunt ohne Hahn. An Nackthalshühner können sich nur mehr die Alten erinnern.
Meine Kinder kennen sie jetzt wieder: die Nackthälse und das ist gut so. Für nicht Eingeweihte wirken sie krank, oder gerupft, hässlich oder werden als Puten bezeichnet. Dabei gehören sie zu einer der ältesten Hühnerrassen. Die Nackthalsmutation geht auf das indische Klumhuhn zurück und während der österreichisch-ungarischen Monarchie fanden die Nackthalshühner auch in unseren Breiten starke Verbreitung.
Was ist neben dem Nackthals das besondere?
Martin Hoi: Meine Neuzüchtung zeichnet sich zusätzlich durch einen Schopf und einer grünen Eierschalenfarbe aus, außerdem erreichen die Hähne in der Mast 4-5 kg.
Das Mittelkärntner Nackthalshuhn hat genetische Wurzeln in den Rassen Italiener, Sulmtaler, Altsteirer, Araucaner, Masthuhntyp, Nackthalshuhn.
In über mehr als 10 Jahren haben ich gezielte Kreuzungen vorgenommen. Jetzt verpaare ich nur mehr die Eigenzuchten und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Meine Kücken sind vital, frohwüchsig und entwickeln sich zu einem robusten Zwiehuhn mit guter Legeleistung bei hervorragendem Fleischansatz. Die Tiere haben ein ruhiges Temperament und sind trotz Nackthals völlig wetterhart.
Sie haben als gemeldeter Kleintierzüchter schon einige Preise erzielt. Worauf achten Sie bei der Zucht?
Martin Hoi: Ich habe mich nie zu jenen Züchtern gezählt, die nur die Optik erfüllen und Leistung, Vitalität und Bruttrieb werden ignoriert. Genetische Vielfalt ist auch innerhalb einer Rasse wichtig, denn sonst führt die Zucht irgendwann zum Supergau. Viele Züchter haben oft nur einen Zuchthahn, der alle Hennen befruchtet; Bruteier werden großflächig über Online-Plattformen verteilt, und am Jahresende treffen sich dann alle bei den Schauen und kaufen oder tauschen Tiere von womöglich einem Genpool. Ich glaube, das ist eine Sackgasse. Die genetische Spirale wird nach jeder Ausstellung enger, denn ehrgeizige Züchter kaufen nur Sieger zur Weiterzucht; damit bleibt die genetische Vielfalt auf der Strecke.
Tiere mit optischen Mängeln sind innerhalb einer Zucht ebenso für mich von Bedeutung, denn sie erweitern den Genpool mit Vitalität und Leistung.
Wann können Interessierte Nackthalskücken von Ihnen erwerben?
Martin Hoi: Kücken kann ich erst ab 2019 abgeben, da ich derzeit alle überschüssigen Tiere in meiner Nähe bei befreundeten Hühnerliebhabern unterbringe, um einen großen Genpool zu erhalten. Außerdem könnte ja jederzeit Fuchs, Marder oder Habicht meinen Bestand gefährden, daher ist es notwendig Ressourcen zu schaffen. Denn verschwinden diese Tiere, ist das Projekt auch wieder beendet.
Ich danke für das Gespräch.
Martin Hoi
ist Bundesmeister in der Großrasse „Italiener kennfarbig“, mehrfacher Kärntner Landesmeister in Groß- und Zwergrasse „Italiener“ in den unterschiedlichsten Farbschlägen, Sieger der Süd Ostschau in der Kategorie „Italiener schwarz“, Alpen Adria Sieger. Außerdem hat er Preise in den Kategorien Meerschweinchen, Tauben, Kaninchen, Enten, Zierenten und Perlhühner gewonnen.
Seine sportlichen Aktivitäten sind auf Wikipedia und auf Kraftsportschmiede ausführlich dokumentiert.
Foto (1): Dieter Kulmer