Die Permakultur des Agrar-Rebells Sepp Holzer war das Vorbild für einen Garten, der gerade in Zöbern (Niederösterreich) rund um das Hotel Natursinne im Entstehen ist. So wie Sepp Holzer will auch Neo-Hotelchef Gerhard Czerwenka mithilfe durchdachter Ausnutzung ökologischer Kreisläufe die Natur für sich arbeiten lassen, ohne die Umwelt zu belasten. Gemeinsam mit dem Permakultur-Experten Karl Kowatschek entwarf er einen 30.000 m2 großen Schaugarten, der nicht nur zum Schauen, sondern auch zum Lernen, Genießen oder Naschen einlädt. Und der ab 2018 die Hotelgäste mit erntefrischem Obst und Gemüse versorgen wird.
Während der Führung durch das Areal erzählt Karl Kowatschek über die Entstehungsgeschichte und die Möglichkeiten, die es gibt, auf 800 Metern Seehöhe eine Permakultur anzulegen, die sich zu 100 Prozent an das Klima anpasst und nur von den Ressourcen hier lebt. Da zum Beispiel das Wasser aus dem Tal hochgepumpt werden müsste, nutzt man die 1000 Quadratmeter Dachflächen, um Regenwasser zu sammeln. Es wird in einem eigens dafür angelegten Teich gesammelt und sorgt so für die Bewässerung der vielen Hügelbeete.
Dass hier vor sechs Monaten noch alles bewaldet war, ist kaum zu glauben. „Es hat schon Überwindung gekostet, diesen Eingriff in die Natur zu machen. Aber ich glaube, wir haben es geschafft, aus dem Stück Wald etwas noch Besseres zu machen. Und jeder Baum, der dem Garten weichen musste, hat hier wieder seinen Platz gefunden.“
Gewürzarena und Hügelbeete
Die Holzstämme wurden für den Bau der „Gewürzarena“ und die abgeschnittenen Äste als Kern für die Hügelbeete verwendet. Um die Walderde fruchtbar zu machen, arbeitet Karl Kowatschek mit Förderpflanzen, die überall zwischen dem jetzt schon sprießenden Gemüse wuchern. So wachsen Klee, Phacelia, Salat und Karotten unter den Sonnenblumen und auf einigen der Hügel wurden zur Bodenverbesserung Erdäpfel angebaut, die auf der Speisekarte landen, sobald sie reif sind.
Wenn frühmorgens das Gemüse für die Hotelküche geerntet wird, bleiben Laub, Stängel und Wurzeln als Biomasse zurück, die über die Wintermonate verrottet und so im Frühjahr für Humus sorgt. „Diese Biomasse ist extrem wichtig, um den Boden fruchtbar zu machen – alles bleibt liegen, auch das Nichtgeerntete.“
Die in viele, oft uneinsichtige Teilbereiche gegliederte Anlage ist aber mehr als nur ein landwirtschaftlicher Betrieb. „Ein Garten soll auch zum Entdecken, Schnuppern, Kosten und Genießen einladen. Er muss mich immer wieder überraschen. Es ist doch langweilig, wenn ich alles mit einem Blick überschauen kann. Warum sollte ich dann noch durchgehen?“, sagt Karl Kowatschek. „Ich will ja auch rein aus Vergnügen darin spazieren, dabei immer etwas Neues sehen und schauen, was hat sich bewährt und was nicht.“
Kräuterbeet für faule Gärtner
Er führt uns aus dem Sonnenblumenfeld und wir kommen in die Gewürzarena, in der zirka 1000 Pflanzen stehen. Ursprünglich war das Areal eine Grube, in der Schotter und Sand für die Wege rund ums Hotel abgebaut wurden. „Der trockene Boden eignet sich nur für Kräuter und dafür ist auch die Südlage ideal. Hier ist es warm und sonnig und in der Hitze produzieren die Kräuter genau die ätherischen Öle, die wir wollen. Auf der Sonnenseite der Arena stehen die mediterranen Kräuter, auf der Schattenseite eher die Pfefferminzigen, die es etwas kühler wollen. So ist die Grundrissidee für eine Arena entstanden.“ Karl Kowatschek lacht und lässt sich in ein Hochbeet voller Thymian fallen. „Und weil ich ein fauler Gärtner bin, habe ich mir ein Kräuterbett gebaut. Wenn ich hier liege, atme ich den Duft des Thymians ein, spüre den leichten Wind und genieße die Stille. Übrigens, keine Angst. Der Thymian hält das aus – der stellt sich wieder auf.“
Am Ende des Rundgangs kommen wir zu einem langen Hügelbeet, das noch etwas kahl aussieht, aber ab nächstem Jahr als „Naschzeile“ fungieren soll. Hier hat Kowatschek 1000 Erdbeeren und 100 Jostabeeren-Stecklinge gepflanzt. Die wilden Brombeeren entlang des Weges, von dem man einen wunderbaren Blick in die Bucklige Welt hat, dürfen weiterwuchern und einige Obstbäume sind in Planung.
Ab nächstem Jahr soll das gesamte Hotel mit Obst, Gemüse und Kräutern aus dem Bio-Garten versorgt werden. „Unser Grundprinzip ist ein ökologisches und sozial nachhaltiges Wirtschaften und ein Erfahren der Natur mit allen Sinnen. Deshalb haben wir auch diesen Namen gewählt: Natursinne – Entdecke deine Ur-Sinne“, sagt Gerhard Czerwenka. „Und unser neues Ayurveda-Zentrum im Hotel rundet das Angebot für alle Sinne ab.“
Alle Fotos: Hotel Natursinne
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