Den Schweizern sind „ganze Kühe“ ein Anliegen. Unterstützer von Rindviechern mit Hörnern sammeln derzeit gerade für die Hornkuh-initiative Unterschri- ften, damit die Kühe ihre Hörner und damit ihre Würde behalten. Während unser westlicher Nachbar das Bewusstsein für die „ganze Kuh“ thematisiert, gibt es hierzulande nur wenig Sensibilität für Kühe mit Hörnern. Anders ist es nicht zu erklären, dass Österreichs größter Fleisch- und Wurstproduzent mit enthornten Kühen seine Produkte im Fernsehen bewirbt. In besagtem Werbespot beschreibt ein Mühlviertler Rinderbauer wie gut es seinen Tieren geht. Sie sind immer draußen, fressen das saftigste Gras und die Kälber werden mit der Muttermilch groß und stark. Schön und gut. Der Anblick der ganzen hörnerlosen Kuhhorde allerdings macht die netten Worte des Bauern zunichte. Auch die hübschen Landschaftsaufnahmen können den Spot und seine eingeschlagene negative Ausrichtung nicht mehr retten. Eine hornlose Kuh ist eben eine amputierte.
Mehr als 80 Prozent der zwei Millionen Kühe, die in Österreich gehalten werden, haben keine Hörner. Die Gründe liegen darin, dass Bauern einerseits Verletzungen unter Tieren und Menschen verringern wollen. Andererseits werden in der industriellen Massentierhaltung Hörner aus ökonomischen Gründen entfernt, um die Kühe maschinell problemlos melken zu können.
Hornkuhinitiative bringt mehr Tierwürde
Es ist höchst an der Zeit, in diesem Land über Notwendigkeit und Wert einer „ganzen Kuh“ nachzudenken. Ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass Kühe ihre Hörner nicht als Schmuck tragen, sondern sich darin die Biografie des Tieres darstellt:
„Physisches und Seelisches manifestieren sich in der Form. Das Tier wird u. a. wegen seiner Hörner von den anderen Tieren so wahrgenommen, wie es ist. Mit Hörnern hat die Kuh einen höheren Stellenwert und sie bekommt mehr Respekt“,
beschreibt Christian Müller u.a. die Funktion des Horns in der Broschüre „Kuhhorn“, herausgegeben vom FIBL.
Starten wir doch auch in Österreich eine Hornkuhinitiative und schaffen wir endlich ein Bewusstsein für eine „ganze Kuh“. Nicht zuletzt auch deswegen, damit Werbespots mit hornlosen Kühen endgültig der Vergangenheit angehören.
Photo: © Gabriele Wegscheider