Ein Urban Gardening-Projekt der besonderen Art ist „Macondo blüht auf“. Gemeinsames Gärtnern soll das „Miteinander“ der vorwiegend aus Drittstaaten Zugewanderten fördern. Das von der Diakonie getragene Projekt will der Flüchtlingssiedlung am Rande Wiens vielfältige Farben verleihen und neue Hoffnung säen. Ein Beitrag von Elena Marie Grossmann. Die im Abseits gelegene Flüchtlingssiedlung, im elften Wiener Gemeindebezirk, heißt Macondo. Inspiriert durch das gleichnamige Dschungeldorf im Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“ des kolumbianischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez bietet sie seit den 1970er Jahren Menschen ein neues zu Hause.
Macondo blüht auf
Abgeschirmt durch eine gelbe Wellblechmauer soll eine Welt jenseits politischer und kultureller Differenzen geschaffen werden, ein Kontrastprogramm zu der von Hunger, Krieg und Diktatur beherrschten Vergangenheit der Flüchtlinge.
Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die Initiative „Es geht!“ der Bawag P.S.K. nun getan. Das von der Diakonie Flüchtlingsdienst getragene Projekt „Macondo blüht auf“ stellt Macondo und seinen Bewohnern nicht nur eine Plattform zu Verfügung und erleichtert damit den Weg in die Öffentlichkeit, durch eine gemeinsame Gardening–Aktion soll zudem die Gemeinschaft der „Macondianer“ gestärkt und deren Lebensbedingungen verbessert werden. Ziel ist die Bepflanzung zahlreicher Nachbarschaftsgärten, die Macondo neue Farbe verleihen soll. Gleichzeitig werden bis September regelmäßig Workshops und Veranstaltungen zu Themen wie Umwelt, Ernährung und Sport organisiert. Dabei immer im Mittelpunkt: Das Miteinander der Bewohner. „Macondo blüht auf“ möchte zu mehr Zivilcourage und gemeinschaftlichem Engagement aufrufen, nicht nur inner- sondern auch außerhalb Macondos.
Ende des Jahres 2014 befanden sich knapp 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Laut Berechnungen der UNHCR (United Nations High Commsissioner for Refugees) nimmt diese Anzahl um etwa 43000 pro Tag zu.
Abgesehen davon, dass die Politik dieser Situation hilflos gegenübersteht, gewinnen Initiativen der Zivilgesellschaft immer mehr an Bedeutung. Das „Integrations–Vorzeigeprojekt“ am Rande der Stadt zeigt, dass das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Kultur und Religion durchaus funktionieren kann – selbst über den Umweg der Ferne.
Derzeit werden auf der Plattform Crowdfunding Spenden für „Macondo blüht auf“ gesammelt, die der Finanzierung aller notwendigen Materialien (Pflanzen, Erde, Werkzeug u.a.) und der Bezahlung des Betreuungspersonals dienen sollen. Bis September hat jeder/jede Einzelne noch die Möglichkeit, das Projekt mit einem Geldbeitrag zu unterstützen.
Die Autorin: Dieser Beitrag stammt von über_Land-Gastbloggerin Elena Marie Grossmann. Sie besucht noch das Gymnasium, konnte aber bereits im Zuge ihrer berufspraktischen Tage tiefe Einblicke in den journalistischen Alltag bei der Wiener Stadtzeitung „der Falter“ sammeln. Ihre Leidenschaft gilt dem Schreiben, Lesen und der Fotografie. Zu einer ihrer Lieblingsautorinnen zählt Lilly Brett.