Früher das Getränk der armen Leute, hat Most heute längst an Image gewonnen. Im Mostviertel zeugen Mostbarone mit eigener Tracht vom Stolz auf den Birnensaft. Selbst ein Salon des Mostes bietet neben eigenen Spezialitäten weltweite Entwick- lungen in Sachen Most. Was sich die Barone von Dirndln aber abschauen können, erklärt der Touristik-Verantwortliche für das Mostviertel Andreas Purt.
Was sind denn die Spezialitäten des Mostviertels?
Andreas Purt: Von den Produkten her haben wir das, was ins Glas kommt: den Most, den Schnaps, den Saft oder den Wein aus dem Traisental. Die bekannten Früchte der Region sind Dirndl und Elsbeere. Das Mostviertel ist aber auch für seinen Schafkäse oder für sein Wild im alpinen Raum bekannt.
Der Most ist der Namensgeber der Region. Was hat er für eine Bedeutung?
Andreas Purt: Most war früher das Getränk der armen Leute. Wir haben einmal in dieser Region über 1 Million Birnbäume gehabt. Nach dem Weltkrieg hat das Bier in der Flasche den Most abgelöst. Damit ist auch der Most als Produkt ins Hintertreffen geraten. Die Bauern haben für das Holz mehr bekommen als für die Birnen. Dann sind nur mehr rund 300.000 Stück Birnbäume übrig geblieben.
Wie versuchen Sie den Most aus seinem Schattendasein zu holen?
Andreas Purt: In den 90er Jahren hat sich im Stift Ardagger die Mostgale- rie gebildet. Daraus haben sich die Most- barone ent- wickelt. Von damals drei Schilling für die Liter-flasche hat sich der Preis auf 3,50 Euro erhöht. Ein großer Sprung, auf den die Mostbarone stolz waren. Wenn ich wirklich ein gehobenes Produkt haben möchte, muss ich weiter an Qualität und Inszenierung des Produktes arbeiten.
Am 13. April findet der Salon des Mostes statt. Da wird das Getränk inszeniert.
Andreas Purt: Wir wollen den Most höherwertig positionieren. Die Birne kommt nur mehr selten vor und ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Region. Mit dem Salon des Mostes wollen wir die unterschiedlichen Produkte aus der ganzen Welt zeigen. Denn jeder versteht unter Most etwas anderes. Manchmal ist er aus Äpfel, manchmal aus Birnen; manchmal alkoholisch und manchmal alkoholfrei. Wenn wir schon Mostviertel heißen, dann müssen wir Most aus der ganzen Welt hierher bringen und zeigen, wie er schmeckt. Gäste aus Irland, Frankreich, oder Tschechien haben sich bereits angemeldet. Das freut uns sehr.
Mit dem Most ist die Region also auf ähnlichem Erfolgskurs wie das schon bei Dirndln und Elsbeeren gelungen ist. Daneben bietet das Mostviertel seinen Gästen aber auch große landschaftliche Reize.
Andreas Purt: Wir unterscheiden zwischen dem milden und dem wilden Mostviertel. Ersteres ist von seiner Form her sanft hügelig und bietet ideale Verhältnisse für Genießer oder für Familien mit Kindern. Das wilde Mostviertel hingegen ist die alpine Gegend rund um den Ötscher. Für Menschen, die im Winter wie im Sommer das Abenteuer suchen, genau richtig.
„Ötscher:Reich – Die Alpen und wir“, so der Titel der im nächsten Jahr stattfindenden Landesausstellung. Dabei werden aber nicht nur die Schönheiten der Berge gezeigt.
Andreas Purt: Der alpine Bereich hat mit Abwanderung zu kämpfen; dort wo Liftbetriebe im Einsatz sind gibt es einen weniger ressourcenschonenden Umgang. Die Ausstellung thematisiert diese Entwicklung und der Alpenforscher Werner Bätzing zeigt, dass nur wenn es ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus gibt, dann ist die Region in sich stimmig.
Wir müssen uns auch andere Ziele im Tourismus setzen. Gerade das letzte Jahr war aufgrund fehlenden Schnees sehr schwierig. Schianlagen sperren zu. Die Leute wandern jetzt länger, teilweise bis in den November hinein. Und eines zeigt sich klar: Jene, die bereits jetzt schon auf regionale Produktion setzen, sind erfolgreich.
Nachhaltigkeit also als gelebte Maßnahme?
Andreas Purt: Was macht das Mostviertel aus? Eine bäuerliche Struktur, die immer schon auf die nächste Generation geschaut hat. Die immer schon aus dem, was in der Region gewachsen ist, ihre Familie ernährt hat. 2007 hat das Pielachtal den Preis für nachhaltige Entwicklung gewonnen und ein Jahr später konnten wir mit der Eisenstraße den zweiten Platz zum Thema „Tourismus und immaterielles Kulturerbe“ belegen. Nachhaltigkeit ist bei uns sehr wohl ein gelebtes Thema.
Danke für das Gespräch.
Mag. Andreas Purt ist Geschäftsführer der Mostviertel Tourismus GmbH.
– im Mostviertel gezeugt, in Wien geboren und beinahe jeden Ferientag im Mostviertel verbracht. Die erste Mondlandung (1969) hat Purt in Biberbach (Bezirk Amstetten) erlebt. Als er älter wurde, besuchte er an den Wochenenden seine Freunde im Mostviertel; St. Ägyd wurde für ihn zur zweiten Heimat und ist heute noch ein emotionaler Anker. Für Andreas Purt sind die Ötschergräben ein magischer Platz – „wie in einer anderen Welt“. Und dass er nach seinem Betriebswirtschaftsstudium das Mostviertel touristisch vertritt, ist wohl kaum ein Zufall.
Der Salon des Mostes
findet am 13. April 2014, von 11 bis 18 Uhr auf der Schallaburg (bei Melk) statt. Weitere Informationen dazu auf Mostviertel Info.
Die Dirndl
ist die Frucht des Kornelkirschenbaums. Sie ist auch namensgebend für die Genuss Region Pielachtaler Dirndl. Aus ihr entstehen Produkte wie Marmeladen, Säfte, Schnäpse etc.. Einmal im Jahr gibt es im Pielachtal den Dirndlkirtag. Er findet dieses Jahr vom 27. bis 28. September in Hofstetten-Grünau statt. Dirndlkleid nicht vergessen.
alle Fotos: © Weinfranz
„Dirndl“ : wieder was gelernt. Danke ! und das Mostviertel
steht auch schon auf meiner Ausflugsliste
Es wird Dir gefallen! Da hat man einerseits die Berge und andererseits die liebliche hügelige Landschaft. Und nicht zu vergessen die vielen guten Mostheurigen.