Veganer Wein (6): Das Geschenk Natur sorgsam behandeln

Veganer Wein von Christian und Thomas WeissChristian und Thomas Weiss führen in Gols (Burgenland) ihr Bio-Weingut. Der auf Nischenprodukte spezialisierte Betrieb setzt auf Weine, die u. a. sowohl für Veganer als auch für histamin-intolerante Menschen geeignet und gut verträglich sind. Sie führen mit Ihrem Bruder gemeinsam das Weingut. Wer übernimmt welche Aufgaben?

Christian Weiss: 2009 haben wir das Weingut von unseren Eltern übernommen, jeder von uns hat seine Schwerpunkte: Ich bin im Keller und im Verkauf tätig, Thomas in den Weingärten, im Weinlager und für die Logistik zuständig. Wenn sehr viel zu tun ist, greift aber jeder dort an, wo gerade Arbeit anfällt.

Ihre Eltern arbeiten noch mit?

Christian Weiss: Sie haben sich zwar offiziell zurückgezogen – aber aufgeben tut man nur einen Brief. Soweit es ihre „Freizeit“ in der Pension zulässt, arbeiten sie mit.

Sie und Ihr Bruder Thomas sind gelernte Weinbauern?

Veganer Wein von Christian und Thomas WeissChristian Weiss: Nein, ich bin Quereinstei- ger, habe nach dem Pannoneum in Neusiedl/See die Ausbildung zum Keller- und Weinbau-Fachar-beiter gemacht. Thomas hat die Weinbauschule in Eisenstadt abge- schlossen und anschließend den Meisterbrief abgelegt.

Waren Sie immer auf dem elterlichen Betrieb oder hat es Sie auch ins Ausland verschlagen?

Christian Weiss: Ich war eine Erntesaison in Südafrika und habe dort im Keller gearbeitet. Das war eine sehr lehrreiche und schöne Zeit. Das würde ich gerne wieder machen, leider geht sich das zeitlich nicht mehr aus.

Sie sind ein Bio-Weingut. Wann haben Sie auf Bio umgestellt und warum?

Christian Weiss: Mit der Umstellung haben wir 2007 begonnen und 2010 hatten wir die erste zertifizierte Ernte. Wir haben ein freiwilliges Zusatzumsteller-Jahr gemacht, damit wir sehen, wie wir mit der neuen Bewirtschaftung zurecht kommen. Der Grund für die Umstellung war ganz einfach: Warum mit Kunstdünger, Pestiziden und systemischen Pflanzenschutzmitteln arbeiten, wenn es doch ganz „natürlich“ auch geht. Mit Pflanzenschutzmitteln, die auch in der Natur vorkommen: Schwefel und Kupfer. Zur Unterstützung verwenden wir Pflanzenstärkungsmittel.ueberland.3.weingut.weiss

In Ihren Weingärten wächst eine reiche Vielfalt an Pflanzen.

Christian Weiss: Wir verwenden verschiedene Begrünungen, die z. B. Stickstoffsammler sind und so dem Boden den wichtigen Nährstoff natürlich zurückgeben, den die Reben zum Wachsen brauchen. Andere Pflanzen sind Pfahlwurzler und lockern mit ihren Wurzeln den Boden auf. Wenn die Begrünungen dann umgebrochen werden, dienen sie dem Humusaufbau im Weingarten.

Sie haben sich auch bei Ihren Weinen auf die „gesunde Nische“ – histaminfrei, vegan, sorbitarm, fruktosearm – spezialisiert? Haben Sie da am Markt eine Lücke gesehen?

Veganer Wein von Christian und Thomas WeissChristian Weiss: Keine Lücke sondern eine Nische, aber das war nicht der Grund. Angefangen hat alles mit einer Laktose-intoleranz, die ein Arzt bei mir diagnostizier- te. Dann bin ich erst hellhörig geworden, wenn Leute zu mir gesagt haben, sie können keinen Wein trinken. Ich begann zu forschen und als Resultat ist die Marke HISTA free entstanden – so werden unsere Weine bezeichnet die unter 0,1mg Histaminrestwert haben.

Sie arbeiten dabei mit Ärzten zusammen?

Christian Weiss: Wir arbeiten ständig mit Ärzten zusammen – im Floridsdorfer Allergiezentrum in Wien werden alle unsere Weine auf den Histaminrestwert bestimmt. Mit einem von uns durchgeführten Test mit Histaminintoleranten wollten wir in Erfahrung bringen, ob es eine Symptomegruppe gibt die unsere HISTA free Weine besser verträgt als eine andere. Von den Testern haben 92% der Teilnehmenden mit einer diagnostizierten Histaminintoleranz den Wein beschwerdefrei vertragen!

Ihr Wein ist auch vegan. Sind Sie selbst Veganer oder jemand aus der Familie?

Christian Weiss: Keiner von uns ist Veganer, wenn man jedoch Nischenanbieter ist, dann kommen auch andere Menschen mit besonderen Anfragen zu dir. Also haben wir uns in diese Richtung auch weiterentwickelt und seit der Ernte 2012 ist das komplette Sortiment vegan!

Ist histaminfrei und veganer Wein eine „natürliche Kombination“?

ueberland.4.weingut.weissChristian Weiss: Diese Kombination hat sich so ergeben. Es ist eine nützliche Kombination, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Sie bieten zudem sorbitarme und fruktosearme Weine.

Christian Weiss: Wie schon gesagt als Nischenanbieter kommen viele Anfragen. Nachdem bei meiner Mutter eine Sorbit-Malabsorption festgestellt wurde, haben wir auch dort angesetzt.

Sind Ihre „gesunden Weine“ teurer als konventionelle?

Christian Weiss: Unsere „gesunden Weine“ sind nicht teurer als konventionelle. Ich denke, man muss nicht aus dem „Leid anderer“ einen Nutzen ziehen, sondern jenen, die sowieso schon einen schwereren Alltag zu bewältigen haben, ein Stück Lebensfreude zurück zu geben. Wir haben unsere Kalkulation so angesetzt dass wir davon leben können, und der Kunde auch einen leistbaren Wein bekommt.

Sie schreiben auf Ihrer Site: „So arm wie wir auf diese Welt gekommen sind, so arm werden wir alle diese wieder verlassen. In der Zeit dazwischen sollten wir versuchen das Beste draus zu machen.“ Was bedeutet das auf Ihr Weingut übertragen?

Christian Weiss: Die Natur nicht ausbeuten, die Böden und Weingärten pflegen und versuchen, alles uns Übergebene sorgsam zu behandeln. Vielleicht auch ein klein wenig besser zurückzulassen oder zu übergeben als wir es vorgefunden haben. So war auch die Umstellung auf Bio ein wichtiger Schritt in die für uns richtige Richtung. Und auf die Kunden umgelegt bedeutet das, ihnen das Leben mit leistbaren Weinen zu erleichtern!

Danke für das Interview!

Fotos: © steve.haider.com

Info:

Bei der Sorbit-Malabsorption handelt es sich um eine Sorbit Unverträglichkeit. Sorbit ist die Alkoholform von Fruktose und wird v.a. bei Diabetikern als Zuckeraustauschstoff verwendet. Eine Unverträglichkeit äußert sich in Blähungen, Bauchkrämpfen, Durchfall etc.

Histaminintoleranz ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, die Symptome wie Husten, rinnende Nase bis hin zu Kopfschmerzen und Hautausschlägen. Histamin, ein biogenes Amin kommt in menschlichen, tierischen und pflanzlichen Geweben vor.

Die Fructoseintoleranz ist eine angeborene Genmutation. Dabei schafft es der Körper aufgrund eines Mangels an einem bestimmten Leberenzym nicht, Fruchtzucker (Fructose) abzubauen.

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