Es gibt unendlich viele Wege zu und Gründe für ein nachhaltigeres Leben: Dick Strawbridge und sein Sohn James, die gemeinsam eine Farm in Cornwall bewirtschaften, kennen sie alle, viele haben sie ausprobiert, und an manchen sind sie gescheitert – und schon das macht ihr „Grosses Buch der Selbstversorgung“ so sympathisch. Mit viel britischem Humor und einem deutlich experimentellen Zugang vermitteln die beiden eine „Selbstversorgung nach Maß“, die immer von den realen zeitlichen, ökonomischen und nicht zuletzt räumlichen Ressourcen des Einzelnen ausgeht; sie zeigen, dass noch auf dem kleinsten Großstadtbalkon oder in der engsten Kleingartenkolonie ein Stück Selbstbestimmtheit und ein Beitrag zur Nachhaltigkeit möglich ist. Zugleich wird nichts schöngeredet: nicht das Wetter, nicht die Nachbarn, und auch nicht die Bürokratie, die dem Umlenken eines Bachs oder dem Bau einer Windkraftanlage durchaus im Wege sein mag…
Im Zentrum sollte, so Vater und Sohn Strawbridge, bei einem fundamentalen Zugang zur Nachhaltigkeit immer die persönliche Energiebilanz stehen, und deswegen widmen sie auch Themen wie Hausbau und Energiegewinnung ausführliche, anschaulich geschriebene und detailliert bebilderte Kapitel. Von selbstgebauten Wasserkraftanlagen über die eigene Herstellung von Biodiesel bis zum umweltfreundlichen Strohballenhaus bringen die Projekte große und kleine Bubenaugen zum Glitzern…
Erst wenn das Haus gebaut und die Stromerzeugung gesichert ist, widmen wir uns der Ernährung: Anbaumethoden werden sorgfältig erläutert, Gemüse- und Obstsorten mit vielen praktischen Tipps und einem ausgetüftelten Jahresplaner vorgestellt, und zuletzt die Möglichkeiten der Nutztierhaltung beschrieben. „Schon ein paar Hühner können ein Gefühl der Unabhängigkeit geben“, doch, gibt James zu, Federvieh muss auch geschlachtet werden, was nicht für alle ganz einfach ist. Die Strawbridges stehen zu einer respektvollen Nutztierhaltung von Geflügel und sogar zu einer fachmännisch betriebenen Jagd und Fischerei – sicher auch ein Tribut an die britische Lebensart…
Ein vorletztes lustvolles Kapitel widmet sich der Küche: Butter- und Käseerzeugung, Brotbacken, Einkochen, Einlegen, Trocknen, Räuchern und Pökeln – auch durchdachte Methoden der Haltbarmachung und Verwertung gehören schließlich zu einem nachhaltigen Leben. Mit der Kräuterapotheke schließt dieser wunderbare, gänzlich irdische und lebensfrohe Band. Denn, wie James im Vorwort schreibt: „Vor allem aber soll es Spaß machen!“ Und dass es den Strawbridges Spaß gemacht hat, davon erzählen unzählige Details dieses an Wissen ungeheuer reichen Buches!
Eine Besprechung von Jessica Beer.
Dick Strawbridge, James Strawbridge
Das große Buch der Selbstversorgung
Dorling Kindersley Verlag
ISBN-13: 978-3831018222