Heute wird der inter-nationale Tag des Eies gefeiert. Zu feiern haben dabei die wenigsten Hühner: In riesigen Produktions-stätten eingepfercht, fristen sie ihr kurzes Dasein unter widrigen Bedingungen. Wer Hühner im idyllischen Bauerngarten sucht, muss heute schon lange unterwegs sein. über_Land traf den Nebenerwerbsbauer Dirk Heinemann, der sich auf die Züchtung alter Rassen spezialisiert hat. So wie andere Kinder gern Feuerwehrmann, Fußballer oder Polizist werden wollen, hatte Dirk Heinemann den Wunsch Bauer, Gärtner oder Tierpfleger zu werden. 20 Jahre lang konnte er sich in den Ferien auf dem Bauernhof seines Onkels austoben. Weitere 20 Jahre lang war dann sein Spruch „Ich will Kühe!“ – und nun hat er sie. Auf seinem Hof in Schleswig Holstein züchtet er Kühe der Rasse Welsh Black. Außerdem tummeln sich Kaninchen und Hühner. Aber nicht irgendwelche Hühner.
Auf alte Rassen spezialisiert
Seit vier Jahren hat sich Dirk auf alte Rassen spezialisiert. Da gibt es beispielsweise Seramas oder die Vorwerker, „die sehr schön aussehen und robust sind“. Bei diesen Schönheiten nimmt Dirk es in Kauf, dass sie keine guten Leger sind und ihre Eier maximal Medium-Größe erreichen. Außerdem sind sie Vielflieger und neigen zu hektischem Verhalten.
Ganz anders dazu sind Dirks Blausperber: „gute Leger, große Eier, gutes Gewicht“. Nebenher sind sie sehr robust und ruhig. Allerdings sind die Hähne ausgezeichnete Wächter und „da kam es des Öfteren schon mal zu Angriffen auf mich“, erzählt Dirk.
Zucht als Hobby
Seit vier Jahren züchtet der Nebenerwerbsbauer Dirk seine Hühner, rein aus Hobby wie er sagt. Wichtig dafür sind gute Elterntiere, genügend Platz für die Aufzucht, optimale Ställe und ausreichend Auslaufmöglichkeiten. Seine Tiere genießen wahren Komfort: Auf 450 Quadratmetern hält er maximal 30 Hühner.
Die Haltung sei „nicht sehr zeitaufwändig“, so Dirk, denn „ver- nünftig gebaute Ställe lassen sich leicht reinigen, bewachsene Ausläufe für kleine Gruppen bieten genug Platz und Grünfutter für jedes Huhn.“ Auch sichere Zäune gegen „Diebe“ seien ebenso wichtig wie Frischwasser und Strom.
Beim Futter verzichtet Dirk auf Legemehl oder Pellets, verwendet nur reines Körner-mischfutter und Grünfutter. Erst mit frühestens 24 Wochen werden die Hühner im Ort geschlachtet (im Vergleich dazu Masthühner zwischen 5. und 9. Woche).
„Billig und antibiotisch überwiegt leider“
Die Nachfrage nach qualitätsvollem Geflügelfleisch ist sicher da, „aber die Leute haben sich noch nicht daran gewöhnt, dass so ein Tier dann wirklich teuer ist und als besonderer Leckerbissen auf dem Tisch landen müsste“, beschreibt Dirk die Situation. „Billig und antibiotisch überwiegt leider“ und wenn er sich die Kühlregale in den Supermärkten und die Baumaßnahmen in Deutschland ansieht, dann „muss dieses Fleisch ja mächtig im Trend liegen“. Besonders die Investitionen holländischer Unternehmen in Richtung Großmastanlagen in Mecklenburg-Vorpommern erschrecken ihn. „Der Preis fördert den Trend – na danke“. Dirks Devise lautet daher: „Lieber einmal die Woche gutes Fleisch als jeden Tag Müll“.
Zur Person Dirk Heinemann: in Hannover geboren, nach der mittleren Reife eine kaufmännische Ausbildung, 1993 Umzug nach Schleswig Holstein und Firmengründung im Bereich Luftfahrtzulieferer; ab 2007 Aufbau des eigenen landwirtschaftlichen Betriebes „Welsh Black Farm“ im Nebenerwerb.
Foto (1): Barbara Kanzian, Fotos (2+3): Archiv Dirk Heinemann
Tachen
feiner Artikel über ei schönes Hobby und einen feinen Menschen.
Auch über die Gotlandskaninchen-Gen-Bank des Dirk`s lohnt sich zu schreiben 😉
Viele Grüße aus M-V
Danke für den Hinweis. Ein gutes Thema für eine nächste Geschichte.