Im Herzen von Berlin-Kreuzberg auf einer über Jahrzehnte vernachlässigten städtischen Brache gelegen, wurde der Prinzessinnengarten 2009 von Robert und Marco ins Leben gerufen. Seitdem ist das mobile, vielseitige Gartenprojekt in vieler Weise zum Nährboden geworden: für nachbarschaftliche Zusammenarbeit und Austausch, für viele weitere Gartenableger auf Dächern, in Hinterhöfen und anderen ungenutzten Flächen, für zahlreiche Projekte an der Schnittstelle von (Lebens)-Kunst, Naturpädagogik, Jugendarbeit und Landwirtschaft – und nicht zuletzt für über 400 Pflanzen. Ganz wichtig: Freiwilligkeit und Fehlertoleranz sind Grundprinzipien des Prinzessinnengartens, die auch vielen anderen unserer Unternehmungen gut anstünden… Nun ist es hoch an der Zeit gewesen, diesem wundersamen Projekt, dem es stets gelingt, die Balance zwischen Ordnung und Improvisation, zwischen Dilettantismus und Professionalität zu halten, ein Buch zu widmen. Dieses Buch ist, wie könnte es anders sein, genauso den Beiträgen vieler Prinzessinnengärtner/innen zu verdanken, ihrem Wissen, ihrer Experimentierfreude und ihrem Wunsch, etwas von dieser Freude weiterzugeben, wie der Garten selbst. Und noch etwas haben die beiden gemeinsam: die überaus kluge, scheinbar ganz zufällige und doch planvolle Anordnung.
Gartentipps aus der Lowtech-Werkstatt
Am Anfang steht Marco Clausens Geschichte von den Ursprüngen des Projekts, die eigentlich eine Rundumverteidigung des stets von seinen prekären Bedingungen bedrohten Prinzessinnengartens ist, der soviel mehr ist als bloß biologisches Gemüse im Herzen der Großstadt: ein Lernort; ein Treffpunkt; ein Experimentierfeld; eine Bienenweide; ein Café; eine Wissensdrehscheibe; ein Anziehungspunkt; eine Selbstermächtigung; eine Schule der Partizipation, der Ökologie und der Biodiversität. Angereichert wird das Buch dann durch eine kluge Abfolge von Gartentipps, praktischen Techniken aus der Lowtech-Werkstatt, wunderhübsch gezeichneten Pflanzenporträts und schließlich Rezepten aus der Gartenküche, all das – und das macht den Charme dieses Buchs aus – mit derselben linkshändigen Leichtigkeit, die auch die zahlreichen Fotos und Illustrationen verströmen. Ein Buch, das nicht nur Lust auf eine Reise nach Berlin macht, sondern darauf, loszuziehen, sich in der eigenen Stadt die nächste Brache zu suchen und einfach drauflos zu gärtnern… Eine Buchbesprechung von Jessica Beer.
Prinzessinnengärten. Anders gärtnern in der Stadt
Herausgeber: Nomadisch Grün
Dumont Buchverlag
ISBN-13: 978-3832194369
