Hongkong, die pulsierende Metropole an der Südküste Chinas, heisst wortwörtlich übersetzt, duftender Hafen. Seit kurzem duftet es auch von der Dachlandschaft nach frischen Kräutern und jungem Gemüse. Die Urban Farming-Bewegung hat Hongkong erreicht und so entstand auf einer riesigen Dachterrasse der erste Bauernhof in luftiger Höhe: die Hongkong-Farm. Im Stadtteil Ngau Tau Kok wird auf einer rund 4.000 quadratmetergroßen Dachterrasse eines Industriegebäudes die erste Hongkong-Farm (HK Farm) betrieben. Vom Klima, das dort herrscht, können Stadtbauern und Urban Farmers hierzulande nur träumen: Das tropisch-feuchte Klima mit einer jährlichen Durchschnitts- temperatur von 22,5 Grad Celsius ermöglicht eine ganzjährliche Bewirt- schaftung. Angebaut werden Kräuter und Gemüse, alles auf biologischer Basis: Eine der ältesten Gemüse-pflanzen, Okra, wird hier ebenso gepflanzt wie Zitronenmelisse oder Basilikum, die selbst gezogenen Chili-Pfeffer kommen ganz der Vorliebe für die scharfe Küche der Farmbetreiber entgegen. Die Pflanzen wachsen in Behältern aus Kiefernholz, die mit einer natürlichen Bienenwachspolitur versiegelt sind. Auch die Politur stammt von den farmeigenen Bienenvölkern dieser Landwirtschaft.
Europäische landwirtschaftliche Wurzeln
Die Idee für diese Farm hatte Michael Leung (links im Bild). Sein Interesse an der Landwirtschaft begann, als er in London lebte. An den Wochenenden besuchte er Food-Märkte und durch seine Leidenschaft fürs Kochen, wollte er mehr von Nahrung und Lebensmittel erfahren. Im Sommer 2011 war er für drei Monate auf der weltweit größten Dach-Farm in New York, Brooklyn Grange. Die dort gewonnenen Erfahrungen haben ihn dazu inspiriert, ein neues Konzept für eine urbane Landwirtschaft in Hongkong zu entwickeln.
Matthew Edmondson (Bildmitte) ist am Rande der Yorkshire Dales in England aufgewachsen. Dort wurde er vom landwirtschaftlichen und industriellen Erbe der Umgebung geprägt. Sein beruflicher Weg führte ihn nach Hongkong, wo er als Archivar tätig ist und sich für die Erhaltung des kulturellen Erbes der Stadt einsetzt. Als Anhänger der Urban Agricultural Bewegung, lernt er nun sein eigenes Gemüse auf der Hongkong-Farm zu züchten.
Die HK-Farm hat auch einen Art Director, Glenn Eugen (rechts im Bild). Er hat seine Jugend in der Nähe von Bergen in Norwegen verbracht. Dort war er es gewöhnt, das zu essen, was auch in unmittelbarer Nähe wächst. Genau dieses Bewusstsein möchte der Künstler und Fotograf in die HK-Farm einfließen lassen.
Die drei verbindet aber nicht nur die Vorliebe zu regionalen landwirtschaftlichen Produkten, die sie selbst pflanzen. Mit ihrer ersten Dachfarm bieten sie eine Reihe von Veranstaltungen, Führungen und Workshops, mit denen sie mit anderen (Stadt)Bauern überall auf der Welt in Kontakt treten und einen intensiven Dialog und Austausch pflegen wollen.
Für weitere Dachfarmen ist in Hongkong der Boden bestens aufbereitet.
Fotos: Glenn Eugen
wunderbarer Artikel, ich kenne HK Farm und freue mich, dass sie auch hierzulande bekannt sind bzw es durch Ihren Artikel werden. Kleiner Hinweis am Rande: HK Farm ist nicht die erste oder einzige urban farm in Hong Kong, und leider wurden Glenn und Matt bei der Bildbeschreibung vertauscht (Michael ist links zu sehen, Glenn in der Mitte und Matt ist rechts im Bild). Ich schreibe selbst gerade ein Buch-Kapitel über urban agriculture in Hong Kong und stehe gern für Fragen zur Verfügung 🙂
Danke Kay für die Ergänzung. Ich lade Dich gerne ein, auf über_Land von Deinen weiteren Ergebnissen bezüglich Urban Farms in Hongkong zu berichten. lg Barbara
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