Der Artikel „Fortunes tied to a new speculative force“ in der Financial Times macht auf ein aktuelles Problem in Kenia aufmerksam: der Verkauf von landwirtschaftlich genutztem Grund und Boden an Immobilien Entwickler.
Hintergrund ist die Entwicklung eines neuen 1.000 ha großen Stadtteils in der unmittelbaren Umgebung der Hauptstadt Nairobi, der im Endausbau bis zu 62.000 Bewohner beherbergen soll. Das Projekt namens „Tatu-City“ zeigt sehr eindrücklich den Wandel Afrikas und das Erstarken einer breiten Mittelschicht. Es zeigt aber auch die Problematik, dass dafür wertvoller landwirtschaftlich-genutzter Grund zerstört wird. Im konkreten Fall erstrecken sich derzeit in den sanften Hügeln riesige Kaffee-Plantagen. Und Kaffee ist das wenigste Exportgut, mit dem Devisen ins Land gebracht wird.
Von regionalem Anbau zur Export-Abhängigkeit
Für den Plantagenbesitzer ist der Verkauf an die Immobilien-Entwickler, hinter der übrigens eine russische Investmentbank steht, ein weitaus einträglicheres Geschäft als der Verkauf der Kaffee-Bohnen. Der Wert des Bodens steigt um das Zehnfache. Und dieses Beispiel macht Schule. Andere große Plantagenbesitzer folgen diesem Trend und ziehen die kleineren Kaffeebauern mit, ihre Länderein zu verkaufen. Was bislang vorwiegend den Kaffeeanbau betrifft, macht aber auch vor den Getreidebauern nicht halt. Einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Betriebe, die Weizen anbauen, wird derzeit geteilt und Investoren versuchen einen Teil als Golfplatz mit angrenzendem Ressort zu vermarkten.
Hält dieser Trend weiter an, besteht die Gefahr für Kenia nicht mehr genügend Kaffee für den Export zu produzieren und insgesamt von Lebensmittel-Importen abhängig zu werden. Da nur 13% der gesamten Fläche für die Landwirtschaft genutzt werden können, fordern Kritiker, sorgsam mit diesen Flächen umzugehen und einen strategischen Landnutzungsplan zu erstellen. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass Kenia schon heute die Auswirkungen des Klimawandels spürt und in Zukunft die Nachfrage an Lebensmitteln weiter steigen wird: der Großteil der sehr jungen Bevölkerung steigt in wenigen Jahren ins Erwerbsleben ein. Zumindest sollte jedoch ein Gesetz erlassen werden, dass Unternehmen, die landwirtschaftliche Flächen für Immobilienprojekte nutzen, gezwungen werden, entsprechende Kompensationen zu leisten, z. B. indem anderswo Land bewässert wird.
Photo: www.tatucity.com