In Deutschland sorgten die erst publizierten Ergebnisse der Zeitschrift Öko-Test zum Thema „Regionale Lebensmittel“ für Wirbel. Getestet wurden 53 Produkte mit regionalem Bezug, doch nur 14 wurden als „echte regionale Lebensmittel“ eingestuft. So gibt es eben noch keinen Bananen-Nektar aus Bayern oder einen Apfelessig mit Mango in Baden-Württemberg. Die Testergebnisse zeigten,
dass bei vielen Produkten die Rohstoffe zwar in der Region verarbeitet, die Vermarktung aber bundesweit erfolgten. Oder andere regional hergestellt und angeboten, aber nicht nur regionale Rohstoffe beinhaltend. Bei anderen beschränkte sich die Regionalität auf den Namen. Nachdem es noch keine gesetzlich festgelegte Definition für ein regionales Lebensmittel gibt, ist der Begriff natürlich dehnbar und je nach Situation frei interpretierbar. Wann ist also ein Lebensmittel regional?
Auf überland wurden schon die Locavores („Gesundes Essen in der Stadt“ vom 27. Mai) vorgestellt, eine Bewegung, die ihr regionales Verständnis für Lebensmittel mit einer 160-Kilometer-Grenze definiert. Alle Lebensmittel, die innerhalb dieser Grenze produziert werden, sind auch für den Verzehr geeignet.
Der „Markt der Erde“ in Parndorf (Burgenland) beispielsweise hat die Grenze noch enger gespannt: Bei ihr sind es nur mehr 50 Kilometer. Bleiben wir für unser Beispiel in Parndorf: Ein kleiner Ort ganz in der Nähe der ungarischen und slowakischen Grenze. Von Parndorf ins slowakische Devin sind es mit dem Auto 45 Kilometer, Luftlinie noch weniger; ins ungarische Bezenye sind es mit dem Pkw nur 38 Kilometer. Zählen die Orte aus der Slowakei oder Ungarn dann noch in die akzeptierten 50 Kilometer, bei denen von regionalen Lebensmitteln gesprochen werden kann?
Oder endet das regionale Lebensmittel automatisch an der Staatsgrenze oder vielleicht schon an der Grenze eines Bundeslandes/eines Kantons, oder noch enger: an der Grenze einer Region? Was macht eigentlich ein regionales Lebensmittel aus? Welche Ingredienzien muss es enthalten?
Plattformen für regionale Produkte
Klarheit in diese Causa und um mögliche Antworten bemühen sich einige Plattformen: Erst vor wenigen Tagen startete in Deutschland www.regionale-produkte.de; hier werden Erzeuger und Anbieter regionaler Produkte vor den Vorhang geholt. Das junge, ehrgeizige und durchaus attraktive Projekt hat sich in seiner ersten Version in und um Ulm umgesehen, um vor allem Transparenz in den Bereich regionale Produkte zu bringen.
In der Schweiz haben sich Regionalmarken und Bauernverbände der Kantone Aargau, Bern und Solothurn sowie der Zentralschweiz zum Verein „Das Beste der Region“ zusammengeschlossen. Ziel ist es, den Absatz und die Steigerung der Wertschöpfung regionaler Lebensmittel zu fördern. Produzenten, Verarbeiter und Direktvermarkter werden im Marketing und in der Kommunikation unterstützt.
In Österreich ist es vor allem die Genuss Region Österreich, die den regionalen Lebensmittel und Spezialitäten ihren besonderen Auftritt verschafft. Sie ist eine geschützte Marke des Lebensministeriums und der AMA Marketing GmbH. Wichtigstes Kriterium ist, dass der Rohstoff für die Spezialitäten aus der Region stammt und auch dort verarbeitet wird.
Neben den angeführten Plattformen gibt es noch eine Reihe anderer Initiativen, die sich für regionale Lebensmittel stark machen. Die meisten von ihnen auf einen ganz bestimmten geografischen Bereich orientiert, z. B. die Plattform „Regionale Lebensmittel Osttirol“.
Posten Sie Ihren Tipp
Um einen einigermaßen vollständigen Überblick über die Plattformen in den Bereichen „Regionale Lebensmittel“ oder „Regionale Produkte“ in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol zu bekommen, schreiben Sie uns doch einen Hinweis auf Ihren Lieblingslink, Ihre Lieblingsinstitution, Ihren Lieblingsverein, der regionale Produkte bestmöglich ins rechte Licht setzt. überLand wird die Adressen sammeln, verlinken und veröffentlichen und: überLand freut sich jetzt schon auf Ihren Beitrag in Punkto regionale Lebensmittel.
Immer super lecker, diese Käse!
Zu finden unter: http://www.juleskaesekiste.de/index.htm
Kann ich nur empfehlen, gibts aber leider nur im Bergischen/Deutschland;-)!
der Test und auch das Ergebnis sind prima. Der Handel wie die Edeka (Regionale Produkte… der Region) müssen lernen, dass der Verbraucher sich nicht jeden Marketing-Gag als tolle Verbraucher-Innovation bieten lässt. Aber auch die regionalen Produzenten und die Touristiker in den Regionen müssen erkennen, dass ORIGINALE auch wirklich Originale sein müssen, und keine Pseudo-Originale, die sie für ihre regionalen Strategien missbrauchen können. Und es ist ein klares Bekenntniss PRO regionaler Wertschöpfung und Nachhaltigkeit.
Herzliche Grüße, frank e. w. fromme
Meine volle Zustimmung. Leider wird der Begriff des Originals – und in weiterer Folge auch der Regionalität – sehr überdehnt. Auch aus dem Grund, weil sich damit gutes Geld machen läßt. Deswegen liegt es auch an uns Verbrauchern, wirklich genau hinzusehen und zu hinterfragen und den Originalen auch den entsprechenden Wert zukommen zu lassen.